Geschichtliches
Pinguicula filifolia wurde 1866 von Charles Wright beschrieben.
Systematik
Die Art steht innerhalb der Gattung
Pinguicula in der Untergattung Isoloba, Sektion Agnata, Untersektion Agnata. Diese Untersektion enthält z. B. auch
Pinguicula albida und
Pinguicula agnata (
Gluch 2004).
Naturstandort
Pinguicula filifolia kommt im westlichen Kuba vor. Die Art wächst in sehr sandigen, nassen Gebieten. Das Habitat wird lokal als
sabanas arenosas, (Weißsandsavanne) bezeichnet. Das Substrat besteht praktisch aus annähernd 100 % Quarzsand, teilweise ist eine wenige Zentimeter dicke Schicht von Humus vorhanden. Der Standort ist sehr sonnig, die Pflanzen wachsen zwischen Gräsern zusammen mit z. B.
Drosera brevifolia,
Utricularia subulata und
Utricularia fimbriata. Das Klima ist tropisch, die Pflanzen können teilweise leicht im Wasser stehen, die Luftfeuchtigkeit beträgt etwa 80 - 95°C, die Temperaturen liegen ganzjährig um die 30 - 35°C. Am Naturstandort gibt es gelegentlich Trockenzeiten, während der die Pflanzen offenbar nicht absterben, sondern vielmehr zu Beginn der Regenzeit wieder austreiben (Hennern 1989).
Beschreibung
Die Art bildet aus einem Wachstumspunkt viele fadenförmige Blätter aus, die mit Tentakeln besetzt sind und etwa 10 - 20 cm lang werden können. Die Blätter sind immer grün gefärbt. Die Wurzeln sind nur schwach ausgeprägt und ziemlich kurz. Der Blütenstand wird etwa 9 - 23 cm lang, ist wie die Blätter mit Klebrüsen besetzt und trägt eine einzelne Blüte. Die Blütenkrone (Corolla) kann etwa 1 - 1,5 cm Durchmesser erreichen, in Kultur sind Formen mit weißen und rosa- bis lilafarbenen Blüten verbreitet, es soll auch eine gelbblühene Form geben (
Gluch 2002).
Kultur
Die Pflanze eignet sich sehr gut für ein warmes Terrarium und bedingt für ein warmes Gewächshaus. Ich kultiviere diese Art in einem 5 cm kleinen Topf, das verwendete Substrat ist eine Mischung aus etwa 50 % Weißtorf und 50 % Quarzsand (Körnung etwa 0,8 - 1,5 mm). Möglich ist auch eine Mischung aus Weißtorf mit gleichen Mengen feinem Perlite oder Zusätzen von Vermiculite. Wer mag, kann auch mit noch höheren Sandanteilen experimentieren. Das Substrat sollte auf jeden Fall möglichst durchlässig sein. Die Pflanze mag es zwar nass, ist aber besonders bei kühleren Temperaturen sehr empfindlich und wird leicht von Pilzen befallen. Auch wenn die Pflanze am Naturstandort oftmals sehr nass steht, empfehle ich für die Kultur, diese Art besser nur bei hohen Temperaturen im Anstau zu kultivieren. Bei mir im Terrarium wird die Pflanze oft von oben gegossen und steht dabei auf einem kleinen Podest, sodass sie nicht dauernd im Wasser steht. Die Luftfeuchtigkeit sollte hoch sein und möglichst mehr als 70 % betragen. Die Pflanze wächst gut in voller Sonne, es ist aber auch kein Problem, wenn sie leicht schattiert wird. Die Kultur unter Kunstlicht - ich verwende
T5-Leuchtstoffröhren der Lichtfarben 840 und 865 - ist gut möglich. Die Temperaturen sollten ganzjährig bei mindestens 30°C liegen und können nachts auf etwa 20°C absinken. Die hohen Temperaturen sind, denke ich, die Hautptschwierigkeit bei der Kultur von
Pinguicula filifolia.
Vermehrung
Möglich sind 2 Methoden. Hin und wieder bildet eine Pflanze mehrere Tochterpflanzen aus, die, wenn sie groß genug sind, vorsichtig abgetrennt und seperat getopft werden können. Die andere Methode ist die Vermehrung durch Samen. Die Blüten müssen dafür z. B. mit Hilfe eines kleinen Pinsels oder Zahnstochers bestäubt werden. Leider ist es in Kultur nicht leicht, Samen zu bekommen. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass am Naturstandort die Luft zwischen den Gräsern in Bodennähe sehr feucht ist, aber in der Höhe der Blüten die Luft wieder trockener ist. Ich halte es für möglich, dass feuchte Luft sich negativ auf die Beweglichkeit der Pollen auswirkt. Um die Pflanze erfolgreich bestäuben zu können, kann man versuchsweise z. B. die Pflanze für einige Zeit nach draußen stellen (bei warmen Temperaturen), oder für einige Stunden vor und nach dem Bestäubungsversuch die Abdeckung vom Terrarium entfernen. So sollte die Luftfeuchtigkeit soweit absinken, dass eine Bestäubung besser möglich ist. Dauerhaft niedrige Luftfeuchtigkeit wäre nicht sinnvoll, weil die Blätter an die hohe Luftfeuchtigkeit in Bodennähe gewöhnt sind. Ich selbst hatte bisher leider noch keine Samenproduktion bei meinen Pflanzen.
verwendete und weiterführende Literatur
Holger Hennern & Anna Laurien: Kube - eine Reise wert! Das Taublatt, Heft 11 (1989/1)
Oliver Gluch: Neue Fettkrautarten und aktuelle Systematik der Gattung Pingiucula; Das Taublatt, Heft 32 (1997/3)
Oliver Gluch: Neuerungen in der Systematik der Gattung Pinguicula (Fettkraut); Das Taublatt, Heft 49 (2004/2)
Homepage von Oliver Gluch
pingiucula.orgLetzte Änderung: 2011-07-10 17:41:26