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Datenbank
Species: Pinguicula alpina Linnaeus, {1753}

Datenblatt

Systematik

Beschreibung

  Historisches

Diese außergewöhnliche Art wurde bereits 1753 von Linnaeus (= Carl von LinnĂ©, Begründer der modernen Systematik) beschrieben und war somit eine der ersten bekannten Arten der Gattung Pinguicula.

  Systematik

Pinguicula alpina wird zusammen mit einigen asiatischen Arten (Pinguicula algida, Pinguicula ramosa und Pinguicula variegeta) in die Sektion Micranthus der Untergattung Temnoceras eingeordnet. Es wurden zwar in der Vergangenheit mehrere Formen beschrieben, jedoch wird davon heute allgemein keine mehr als gültig anerkannt.

  Die Pflanze

Diese ausdauernde, terrestrische Species bildet eine flach dem Boden anliegende Blattrosette.

Das Wurzelsystem beschränkt sich genau wie bei allen anderen Arten der Gattung auf die einem kurzem Spross entspringenden Sekundärwurzeln, die hier aber eine gelbbraune Färbung haben und ungewöhnlich stark entwickelt sind. Eine einzigartige Besonderheit gegenüber den anderen Hibernakel bildenden Species ist, dass bei Pinguicula alpina die Wurzeln zusammen mit dem Spross während der gesamten Winterruhe erhalten bleiben.

Im Jahresverlauf werden zwei verschiedene Blattypen ausgebildet:
Im Frühjahr und Sommer die karnivoren Sommerblätter, die bei dem üblicherweise kultivierten, mittel- bzw. osteuropäischen Typ aus den Alpen oder den Karpaten nur selten mehr als 3 cm Länge erreichen, meistes messen sie bei ausgewachsenen Pflanzen etwa 2,5 cm. Angeblich soll jedoch der skandinavische, nur extrem selten kultivierte Typ deutlich größer werden, während der scheinbar noch nicht in Kultur befindliche Typ aus dem Himalaya viel kleiner als der mitteleuropäische bleiben soll. Die Blätter sind oft an der Basis verbreitert, laufen spitz zu und nehmen bei starker Sonneneinstrahlung eine schöne rote Färbung an. Ein typisches Erkennungszeichen ist, dass sich entlang der Mittelrippe keine Klebe- und auch keine Verdauungsdrüsen befinden. Die Blattränder sind oft gleichmäßig sehr stark nach oben gebogen, nicht selten findet man an den Naturstandorten aber auch Pflanzen, deren Blattränder nur schwach gebogen sind und teilweise sogar unregelmäßig verteilte Knicke haben, in diesen Fällen ist Pinguicula alpina leicht mit Pinguicula vulgaris zu verwechseln.
Im Spätsommer oder Herbst wachsen dann die bis etwa 1 cm großen, nichtkarnivoren Winterblätter, die sehr eng zusammensitzen und so die extrem robuste Winterknospe (Hibernakel) formen. Dieses fest mit Spross und Wurzeln verbundene Überdauerungsorgan ist oft kräftig rot gefärbt, kann aber auch an der Basis grün bleiben.

Wie bei allen anderen Arten der Gattung stellen die Oberseiten der Sommerblätter eine aktive Klebfalle dar. Bei Pinguicula alpina ist aber die Blattbewegung zur besseren Verdauung der Beute ungewöhnlich stark ausgeprägt, so kann sich unter Umständen das Blatt fast bis zur Hälfte über der Beute einrollen, anstatt nur die üblicherweise gebildete, kleine Mulde zu formen.
Das Beutespektrum beschränkt sich hauptsächlich auf kleine Fluginsekten wie z.B. Trauermücken oder Mücken sowie auf kleine, kriechende Insekten, die durch Zufall auf den Blättern klebenbleiben. Einen nicht unwesentlichen Teil dürften aber auch Blütenpollen ausmachen, die durch den Wind herangetragen werden, auf den Blättern klebenbleiben und wie Insekten verdaut werden. Das ist aber nur eine Vermutung, dieses Phänomen wurde nämlich bisher nur bei Pinguicula vulgaris eingehend untersucht.

Im Frühjahr werden bereits kurz nach Ende der Winterruhe etwa 2 bis 8 Blütenknospen sichtbar. Die prächtigen, weißen Blüten werden von etwa 10 cm hohen Stielen getragen und haben etwa 1,5 cm Durchmesser. Der nach unten gebogene, meist bräunlich-gelbe Sporn ist ungewöhnlich kurz. Auf der unteren, mittleren Blütenlippe, die etwas vergrößert ist, befindet sich ein gelber bis gelblich-oranger Schlundfleck. Die Größe und genaue Form dieses Flecks ist recht variabel, oft befinden sich auch etwas darunter zwei weitere, kleinere Flecken gleicher Farbe. Diese Blütenmerkmale können durchaus innerhalb einer einzigen Population sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, nicht selten kommt es jedoch auch vor, dass an einem Standort ein Merkmal, z.B. die zusätzlichen Flecken, an allen Pflanzen besonders gut ausgeprägt ist, während es an einem anderen Standort völlig fehlt.

Das Verbreitungsgebiet dieser Art erstreckt sich über die Alpen, die Pyrenäen, die Karpaten, Skandinavien, das Uralgebirge, West- und Mittelsibirien und das Himalayagebirge. Sie kommt dort oft in beachtlichen Höhenlagen vor, in den nördlicheren Gegenden wie Skandinavien oder auch Sibirien wächst sie aber teilweise auch auf Meereshöhe.
Im gesamten Verbreitungsgebiet ist das Klima ganzjährig relativ kühl, teilweise ist die Pflanze sogar arktischen Temperaturen ausgesetzt.
Pinguicula alpina wächst in der Natur ausschließlich auf alkalischen oder neutralen Böden. In den Alpen findet man sie hauptsächlich auf nur von niedriger Vegetation bewachsenen, lehmigen Böden in der Nähe von Wasserläufen, auf Kalkfelsen mit geringer Humusauflage oder auf Magerwiesen. Obwohl sie oft an sehr feuchten oder sogar staunassen Stellen wächst, gedeiht sie manchmal auch an Standorten, die im Sommer stark austrocknen können und an denen kaum eine andere andere Hibernakel bildende Species überleben würde.
Oft wächst Pinguicula alpina in Gesellschaft mit anderen Pinguicula-Arten, in den Alpen ist dies hauptsächlich Pinguicula vulgaris, in manchen Gebieten aber auch Pinguicula leptoceras oder Pinguicula grandiflora. Eine Hybridbildung kommt aber aufgrund der leicht unterschiedlichen Blütezeiten und Selbstfertilität vieler Arten nur relativ selten vor, die häufigste Hybride ist eindeutig Pinguicula x hybrida (P. alpina x vulgaris).
Hinweis: Wer Pinguicula alpina gezielt an möglichen Standorten sucht, braucht viel Geduld und hat nur selten auf Anhieb Erfolg, da sie inzwischen sogar in den Alpen schon ziemlich selten geworden ist. Oft trifft man stattdessen auf Reinbestände von Pinguicula vulgaris, deren Blattrosetten (die noch viel formenreicher sein können als die der ohnehin schon variablen P. alpina) nur zu leicht und häufig für die der gesuchten Species gehalten werden. Hier sei noch einmal darauf verwiesen, dass sich auf den Blättern von P. alpina keine Klebetropfen entlang der Mittelrippe befinden.

Diese Art ist durch das Bundesartenschutzgesetz geschützt, was bedeutet, dass ohne ausdrückliche Genehmigung des Naturschutzamtes keinesfalls Pflanzen oder deren Teile bzw. Produkte (also auch Samen) in der freien Natur gesammelt werden dürfen!

  Kultur

Diese Art ist zwar nicht für Leute geeignet, die noch keine Erfahrung mit anderen winterharten Arten haben, kann aber trotzdem problemlos kultiviert werden, weil die richtigen Bedingungen relativ einfach zu schaffen sind.

Als Standort kommt meistens nur das Freiland in Frage, da Pinguicula alpina nur selten in einem Gewächshaus und so gut wie nie auf einer Fensterbank überlebt, geschweige denn zufriedenstellendes Wachstum zeigt.
Da die Pflanze bei ganztägiger, direkter Sonneneinstrahlung leicht an Überhitzung sterben kann, kann man nur wenig falsch machen, wenn man sie an einen ganztägig schattigen Platz stellt, zumal sie auch noch mit sehr wenig Licht gut zurechtkommt. Um eine schöne Ausfärbung der Blätter zu erreichen, ist aber direkte Sonne unbedingt notwenig, optimal ist also meistens eine Stelle, an der sie morgens und/oder abends ein wenig Sonne bekommt und den Rest des Tages schattig steht.
Im Winter sollte kein Frostschutz angebracht werden!

Als Substrat wird oft eine alkalische Mischung empfohlen und auch meine Exemplare wachsen in einem Gemisch aus etwa 2 Teilen Torf, 2 Teilen Sand unterschiedlicher Körnung und 1 Teil gewöhnlichem Düngekalk sowie noch etwas Lehm recht zufriedenstellend. Bei anderen Haltern funktioniert aber auch die Kultur in einem Torf-Sand-Gemisch (etwa 1:1) sehr gut.

Bewässert wird meistens im Anstauverfahren, ich selbst fülle immer den Untersetzer bis zum Rand auf und gieße dann erst wieder, wenn sich seit einigen Tagen kein Wasser mehr darin befindet.
An die Luftfeuchtigkeit stellt Pinguicula alpina nur geringe Ansprüche.

Als Kulturgefäß verwende ich eine Schale aus Ton. Das hat gegenüber Plastiktöpfen den Vorteil, dass durch die erhöhte Verdunstung das Substrat und somit auch die Wurzeln und die dem Substrat anliegenden Blätter gekühlt werden. So kann ich meinen Pflanzen auch etwas mehr Sonne als üblich gönnen, ohne gleich vor Überhitzung Angst haben zu müssen.
Am schönsten sieht es jedoch aus, wenn diese Art in Gruppen in ein Moorbeet gepflanzt wird. Auch hier kommt der Pflanze die Verdunstungskälte sehr zugute.
Hinweis: Diese Art sollte nicht oder nur sehr selten und vorsichtig umgetopft werden, da sie zu allen Jahreszeiten auf Wurzelstörungen empfindlich reagiert und sich nur langsam davon erholt!

Meines Wissens kann Pinguicula alpina leider kaum vegetativ vermehrt werden, weil sie keine Nebenknospen bildet und bei ihr auch bisher noch niemand die Meristemkultur angewandt hat. Nur selten kann es mit ein wenig Glück dazu kommen, dass sich die Rosette während der Blütezeit teilt.
Die generative Vermehrung ist oft sehr langwierig, sollte aber meiner Meinung nach von jedem Besitzer dieser selten kultivierten, aber sehr begehrten Art versucht werden. Die im Frühjahr geernteten, lichtkeimenden Samen werden im Spätsommer oder Herbst auf geeignetem Substrat ausgesät und evtl. mit durchsichtiger Frischhaltefolie abgedeckt. Es ist darauf zu achten, dass die Samen in großem Abstand zueinander auf das Substrat gestreut werden, um ein späteres Pikieren zu vermeiden! Um das Saatgut einer ausreichenden Stratifikation zu unterziehen, muss das Aussaatgefäß im Freiland aufgestellt werden und darf nicht vor Frost geschützt werden. Wenn dann im folgenden Frühjahr oder Sommer trotz der beschriebenen Behandlung nichts keimt, sollte man einfach noch ein weiteres Jahr warten. Die Sämlinge sollten aufgrund der Wurzelempfindlichkeit nur pikiert werden, wenn es absolut notwendig ist! Ansonsten können sie genauso weiterkultiviert werden wie die Elternpflanzen.

  Quellen

U.a.: Adrian Slack: "Karnivoren", Ulmer-Verlag 1985; Barthlott/Porembski/Seine/Theisen: "Karnivoren - Biologie und Kultur Fleischfressender Pflanzen"

Letzte Änderung: 2005-05-04 19:40:07


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