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Datenbank
Species: Byblis gigantea John Lindley, {1839}

Datenblatt

Systematik

Beschreibung

Die Byblis gigantea ist eine Pflanzenart der Gattung Byblis, die im Südwesten Australiens (bis ca. 80 km südlich und 640 km nördlich von Perth) endemisch ist.
Die Haltung der Byblis gigantea erweist sich als nicht sonderlich schwer, wenn man bestimmte Regeln beachtet. Das Problem besteht in der etwas trickreichen Methode, manuell eine Bestäubung durchzuführen und die Pflanze über Samen zu vermehren.

Historisches
Byblis gigantea wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts vom australischen Botaniker James Drummond entdeckt und 1839 vom englischen Botaniker John Lindley beschrieben.

Systematik
Bis zum Jahr 2002 wurden auch die Formen der Pflanze, die man in der Umgebung der Städte Cataby und Eneabba (Cataby liegt ca. 160 km, Eneabba 280 km nordöstlich von Perth) vorfindet, zur Art Byblis gigantea gezählt.
Nach einer Studie von Allen Lowrie und John Godfrey Conran aus dem Jahre 2002 ordnet man nun die Form 'Eneabba' nicht mehr der Art Byblis gigantea zu, sondern hat daraus eine neue Art namens Byblis lamellata gemacht.
Ob die Form 'Cataby' der Art Byblis lamellata oder Byblis gigantea zuzuordnen ist, ist meines Wissens bis jetzt noch nicht geklärt. Nähere Untersuchungen der Samengestalt dieser Form sowie Untersuchungen des Wiederaustreibens könnten eine Einordnung liefern. Die geographische Nähe zu Eneabba lässt aber vermuten, dass es sich dabei auch um die byblis lamellata handelt.
Bei einer Expedition auf dem Mt. Lesueur, der sich ca. 35-40 km südostlich von Eneabba befindet, hat Robert Gibson im September 1995 Pflanzen gesichtet, die er der Art Byblis gigantea zugeschrieben hatte. Den Beschreibungen nach ist dies aber aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls die heutige Art byblis lamellata.

Die Pflanze
Allgemeines:
Byblis gigantea ist eine terrestrisch wachsende Pflanze, hat eine aufrechte, busch- bzw. strauchartige Wuchsform mit verholztem Spross, wird in der Natur ca. 60-70 cm hoch und besitzt strahlenförmig in alle Richtungen nach außen weisende schmale längliche Fangblätter, mit denen die Beute gefangen wird.
Die Byblis gigantea ist ebenso wie die Byblis lamellata eine mehrjährige Pflanze und hat ein dickes, fleischiges Rhizom mit einem - im Gegensatz zu den anderen Arten der Gattung Byblis - ausgeprägt dicken und kräftigen faserigen Wurzelsystem, das als Nährstoffreservoir dient. Die Wurzeln erreichen eine Länge von etwa 26 cm oder länger.
Der Stamm der Pflanze ist eher kurz, und die Blätter setzen unten am Wachstumspunkt an.

Wenn die Regenperiode im späten Herbst beginnt, keimen die Samen sehr schnell. Aus den Keimlingen entwickeln sich bis zum darauf folgenden Frühling blühfähige Pflanzen. Im Sommer (September bis Januar in Australien) blühen sie dann in verschiedenen Farbtönen.
Der Pollen wird erst durch die Luftschwingungen von heranfliegenden Insekten freigesetzt. Schließlich stirbt die Pflanze durch die Trockenheit oberirdisch komplett ab und lebt von den Reserven im Wurzelsystem. Die Pflanze treibt in der folgenden Regenperiode wieder neu aus.
In Kultur wächst die Byblis gigantea sehr gut bei Temperaturen, die dem gemäßigten Klima des Naturstandorts entsprechen, benötigt jedoch im Sommer keine Trockenperiode.

Blätter und Falle:
Die Fangblätter der Byblis gigantea sind ca. 20 cm lang, linear, leicht abgeplattet und haben an der unteren Fläche eine vorspringende Rippe. Zwei Arten von Drüsen befinden sich auf den Fangblättern. Zum einen sind es auf kleinen Stielen sitzende, stark abgeflachte Drüsen, die sich auch auf den Blüten und dem Stamm befinden und ein Sekret absondern, welches die Insekten festhält, zum anderen gibt es mikroskopisch kleine Drüsen, die - wie schon in der Gattungsbeschreibung angegeben - in längs verlaufenden Rillen auf dem Blatt eingelassen sind.
Diese winzigen Drüsen produzieren bei der Byblis gigantea Enzyme, die das gefangene Insekt verdauen. Die Stiele der Drüsen sind zu den schmalen Enden der Blätter hin länger als an anderen Stellen und haben dort in etwa die Länge des Blattdurchmessers.
Wie schon in der Gattungsbeschreibung angedeutet weiß man noch nicht im Detail, ob auch an den Drüsen sitzende Pilze für die Verdauung der Insekten eine Rolle spielen. Es ist allerdings so, dass im Naturstandort viele Wanzen auf den Blättern sitzen, deren Exkremente der Pflanze anscheinend als Nahrung dienen.

Blüte:
Die Blüte der Byblis gigantea ist rund und hat einen Durchmesser von ca. 2 cm, besteht aus fünf Petalen und hat eine rosa Färbung. Auch Blüten mit violett oder weißen Farbtönen wurden schon gesehen.

Kultur
Die Kultur gestaltet sich ein wenig anders als die Kultur der Byblis liniflora, da die Byblis gigantea um Perth herum in gemäßigtem Klima gedeiht. Die Temperaturen sollten über 5 Grad Celsius liegen.
Für das Substrat eignet sich eine 1:1 Mischung aus Weißtorf und Quarzsand, der man nach Belieben noch Perlite, Lavastein oder Bims (ca. 1 cm im Durchmesser) zugesetzt werden kann.
Hält man die Pflanze im Gewächshaus, kann es aufgrund der erhöhten Luftfeuchtigkeit zur Wurzelfäule kommen. In solchen Fällen sollte man dem Substrat etwas mehr Bims zusetzen, um den Wasserabfluss und die Luftdurchlässigkeit zu verbessern. Dann sollte man aber auch von oben gießen und die Anstaubewässerung meiden. In allen anderen Fällen kann man die Pflanze aber auch in Anstaubewässerung halten, wobei man das Wasser in der Schale ganz verdunsten lassen sollte, bevor man wieder nachgießt.

Als zweite Möglichkeit kann man die Byblis gigantea im Freien in mediterranem Klima kultivieren, welches meistens frostfrei ist und kühle Sommernächte bietet. Aber auch in subtropischen Gefilden kann die Pflanze gut gedeihen.

Die Kultivierung in einem Terrarium ist aus platztechnischen Gründen nicht in Erwägung zu ziehen, da die meisten Terrarien nicht die nötige Höhe für die Pflanzen aufweiwsen.
Eventuell eignet sich für die Pflanze auch eine sonnige Fensterbank.

Wegen der langen Wurzeln und der besonderen Art der Samenbehandlung sollte man ungefähr 15-25 cm tiefe und 30 cm im Durchmesser große feuerfeste Ton- oder Keramiktöpfe verwenden. Die Luftfeuchtigkeit sollte möglichst hoch sein und die Pflanze sollte an einem möglichst sonnigen Platz stehen.

Vermehrung
Die Vermehrung kann auf drei Arten erfolgen: Durch Samen, Teilung oder über Wurzelschnitte.

Die Bestäubung ist nicht ganz so einfach. Man benötigt eine schwingende Gabel, die man in das Zentrum der Blüte hält. Die austretenden Pollen fängt man auf einem darunter liegenden Papier auf und bestäubt eine andere Pflanze dieser Art mit einem kleinen Pinsel, weil die Selbstbestäubung oft fehlschlägt.

Die Vermehrung über Wurzelschnitte ist auch möglich. Man schneidet dazu die älteste und dickste Wurzel in etwa fünf Zentimeter große Stücke und legt sie waagerecht unter die Substratoberfläche, die man dann anschließend feucht hält (normale Kulturbedingungen). Nach einigen Wochen tritt die Keimung ein.

Man kann ebenfalls die zu vermehrende Pflanze an Wachstumspunkten des Rhizoms mit einem scharfen Messer teilen, sollte aber darauf achten, dass jede Pflanze dann genug Wurzeln besitzt. Nach der Teilung sollte man den Schnitt z.B. mit Aktivkohle desinfizieren.

Keimung der Samen
Die Keimung der Samen gestaltet sich als etwas kompliziert. Am Naturstandort herrschen im Sommer oft Buschfeuer. Ihr Rauch bewirkt durch chemische Reaktionen, dass keimhemmende Stoffe, die im Samen gelagert sind, abgebaut werden. Erst dann kann die Keimung beim einsetzenden Regen erfolgen. Der Samen bleibt ohne Einwirkung von Feuer und Rauch jahrelang keimfähig.
In der Kultur muss man daher die Samen mit Feuer bzw. Rauch behandeln. Dazu gibt man die Samen auf das feuchte Substrat im feuerfesten Pflanztopf und lässt den Topf eine Woche stehen. Anschließend legt man auf das Substrat eine ein paar Zentimeter hohe Schicht vollständig trockenen Grases, das man danach anzündet. Man sorgt für gute Luftzufuhr und lässt das Feuer etwa 20 bis 30 Sekunden stark brennen. Dann löscht man das Feuer, und der Vorgang ist beendet. Wenn der Boden abgekühlt ist, sollte man das Substrat wässern, so dass die Asche absacken kann. Die Keimung der Samen solle ein paar Wochen später erfolgen.

Eine Behandlung der Samen mit Gibberillinsäure ist ebenfalls denkbar.

Krankheiten
Manchmal treiben Blattläuse oder Schmierläuse auf der Pflanze ihr Unwesen. Ebenfalls können Saaten von Pilzen befallen werden. Für Schnecken stellen kleine Byblis gigantea Pflanzen einen Leckerbissen dar.

Naturschutz
Die Byblis gigantea stand bis zum Jahr 2000 im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens und steht auf der Roten Liste der Internation Union for Conservation of Nature, gilt daher als kritisch bedroht!

Quellen
John G. Conran, Allen Lowrie, Jessica Moyle-Croft: A Revision Of Byblis (Byblidaceae) In South-Western Australia, in: Nuytsia 15(1):11-19, 2002
Peter D'Amato: The Savage Garden, Ten Speed Press, 1998
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen, E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung, 1876
Robert Gibson: Carnivorous Plant Newsletter, 1998, 27:3, p81-84
Barry A. Rice: Growing Carnivorous Plants, Timber Press, 2006
Adrian Slack: Carnivorous Plants, The MIT Press, 2000


Letzte Änderung: 2007-01-10 10:09:41


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