Die Pflanze
Pinguicula variegata ist ein rosettenbildendes Fettkraut. Die Erstbeschreibung
dieser Art wurde bereits 1840 von Turczaninov im Bulletin de la Société
Impériale des Naturalistes de Moscou (1840/13:77) veröffentlicht,
die verfügbaren Informationen über diese Art sind jedoch rar.
Die kleinbleibende Pflanze ist in Zentral- und Nordostsibirien in der Region um
den Baikalsee beheimatet und ist dort endemisch.
Im Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis
auf die Insel Sakhalin nördlich von Japan, wo sich auch die südlichste
Population findet. Pinguicula variegata wächst in alpinen Sphaghnum-Sümpfen und der Tundra
von Meeresspiegelhöhe in den nördlichen und
östlichen Gebieten bis über 2000m in den Gebirgen westlich des Baikalsees.
Besonders in den höheren Lagen beträgt die Länge der Vegetationsperiode
teilweise nur 6 bis 8 Wochen, die übrige Zeit ist der Boden durchgefroren.
Die meisten Pflanzen wachsen von Sphaghnum und Moorgräsern überwuchert.
Die im Vergleich zur Pflanze riesigen weiß-violetten Blüten mit einem
bis zu 5mm langen Sporn weisen Ähnlichkeit zu denen von pinguicula alpina
und pinguicula ramosa auf. Es wird gemutmaßt, dass pinguicula variegata
eine Hybride zwischen pinguicula alpina und pinguicula villosa
sei. Im Gegensatz zu anderen Standorten überlappen sich durch die verkürzte
Vegetationszeit in Sibirien die Blüteperioden dieser beiden Arten, so dass
es ausschließlich hier zu einer Hybridisierung gekommen sein könnte.
Zur Zeit sind lediglich zwei Ursprünge von Populationen in Kultur bekannt:
eine aus Deutschland, vermutlich von einem Standort westlich des Baikalsees, und
eine von der Insel Sakhalin, die in Australien in Kultur gehalten wird.
Vegetationszyklus
Pinguicula variegata überdauert den langen sibirischen Winter in Form eines
ca. 5mm großen Hybernaculum (Winterknospe).
Kurz vor Ende der Vegetationsperiode bildet sie an der Basis Tochterknospen,
die (ähnlich den Brutschuppen bei Zwergdroseras) zu eigenständigen
genetisch identischen, Pflanzen heranwachsen. Im Frühjahr bildet sie kleine
rundliche Sommer-Blätter bis max. 1cm Länge und 7mm Breite, die am Blattrand
leicht nach oben gebogen sind.
Am Naturstandort bildet die Art im Juni/Juli Blüten, unter Kulturbedingungen
erscheinen sie oft bereits im Mai. Pro Pflanze erscheint nur ein bis zu 10cm
hoher Blütenstiel, der dicht mit Drüsenhaaren besetzt ist. Auf Grund
der extrem kurzen frostfreien Periode sterben die Sommerblätter relativ
früh wieder ab und die Pflanze bildet noch während der Blütezeit
eine Winterknospe, in der sie wieder bis zur nächsten Vegetationsperiode
überdauert.
Kultur
Die Kultur von pinguicula variegata gestaltet sich schwierig, da die Bedingungen
am Naturstandort fast nicht nachzuahmen sind.
Anders als bei den meisten anderen Pflanzen stellt der Sommer die kritische
Zeit dar. Die Pflanze braucht eine hohe Lichtintensität, um in der kurzen
Vegetationszeit ein gesundes Wachstum zu generieren. Dabei müssen jedoch
die Luftfeuchtigkeit möglichst hoch und die Temperaturen möglichst
kühl bleiben, um die 20°C sind ideal. Nicht optimale Kulturbedingungen
im Sommer führen in der Regel zu schwächlichen Winterknospen, die
leicht vergammeln. Wer drosera arcturi erfolgreich über den Sommer bringt,
der sollte vermutlich auch bei pinguicula
variegata erfolgreich sein.
Den Winter sollten die Pflanzen möglichst kalt überdauern, die Temperaturen
sollten auf jeden Fall unter 5°C betragen. Harte Fröste stellen kein
Problem dar. Sind die Temperaturen zu hoch, dann verschimmeln die kleinen Hybernacula
sehr schnell. Daher bietet sich die Überwinterung im Kühlschrank an
einer hinteren Stelle nahe der Kühlschlange an.
Als Substrat eignet sich Weißtorf mit zugesetztem Sand sehr gut. Die Kultur
in Sphaghnum ist möglich, dabei wird die kleine Pflanze jedoch sehr leicht
überwuchert. Von einer Düngung sollte abgesehen werden.
links
http:\/\/www.pinguicula.org\/A_world_of_Pinguicula_2\/Pages\/pinguicula_variegata.htm
http:\/\/www.gluch.info\/pingu64.htmLetzte Änderung: 2006-03-14 19:05:16