Drosera paradoxa aus dem in Australien beheimateten Petiolaris-Komplex ist eine sehr interessante Drosera-Art, welche nicht einfach zu kultivieren ist. Mittlerweile ist die Pflanze in Deutschland recht häufig im Angebot, nicht jeder ist aber in der Lage die geeigneten Bedingungen bereitzustellen. Im Folgenden nun mehr über diese außergewöhnliche Pflanze.
Historisches
Drosera paradoxa wurde 1997 von Allen Lowrie entdeckt und beschrieben.
Systematik
Drosera paradoxa gehört zum sogenannten Petiolaris-Komplex, einem Komplex gleichartiger, rosettenbildender Sonnentaue, die nur in Australien beheimatet sind. Der botanische Name dieser Sektion lautet
Lasiocephala. Bisher sind 14 Arten beschrieben.
Naturstandort
Drosera paradoxa ist im nördlichen Australien bis in den Westen hin verbreitet. Die Pflanzen wachsen unter anderem auch in den Gebirgsregionen des Kimberly.
In Australien dauert der feuchte, warme Sommer von November bis März an. In dieser Zeit herrscht eine relativ hohe Luftfeuchte und die Temperaturen kühlen sich nur nachts etwas ab. Der Winter vom April bis zum Oktober ist dagegen kühler, wobei die Temperaturen kaum unter 5°C abfallen. Regen fällt in dieser Zeit kaum, so dass die Erde vollkommen austrocknet.
Drosera paradoxa wächst auf sandigen Böden im freien Feld. Zuweilen werden die Pflanzen durch Felsen oder Bäume schattiert, wodurch sie einen wesentlich größeren, helleren Wuchs zeigen.
Die Pflanze
Allgemeines:
Drosera paradoxa ist ein rosettenbildender, terrestrisch wachsender Sonnentau. Die langen, leicht behaarten Blattstiele sind nicht mit Fangtentakeln bestetzt. Lediglich das kleine, runde Blatt am Ende jedes Stiels besitzt auf der Oberseite Fangtentakeln.
Die Pflanzen produzieren den Sommer über sehr viele aktive Blätter auf einmal, so dass trotz
Drosera paradoxa trotz der geringen Fläche der Blätter ein effektiver Insektenfänger ist.
Bei genügend Sonne kann die Pflanze eine komplett rote Ausfärbung annehmen. Zum Winter hin färben sich dann die Blätter grün.
Falle:
Fangmechanismus:
Drosera paradoxa gehört zu den passiven Klebefallen. Die Beute bleibt am klebrigen Sekret auf der Spitze der Fangtentakeln hängen und gerät durch die eigene Bewegung an immer mehr Tentakeln heran. Die Pflanze trägt dazu mit keinerlei Bewegung bei (= passiv). Sobald die
Beute dann gefangen ist, beginnt die Verdauung über Enzyme im Sekret an den Fangtentakeln. Die Nährstoffe werden über Drüsen an den Köpfen aufgenommen.
Blüte:
Die Blütezeit von
Drosera paradoxa fällt in die späten Sommermonate. Die Pflanze treibt einen sehr langen, im oberen Teil stark weiß behaarten Blütenstiel. Die Anzahl der Blüten an jedem Stiel schwankt je nach Größe der Pflanze zwischen 10 und 40 Stück. Dabei öffnet sich nur je eine Blüte, die nach einem Tag verlüht ist und sich nicht wieder öffnet. Die Pflanze kann 6-8 Blütenstiele auf einmal tragen.
Die Blüten haben einen Durchmesser von ca. einem Zentimeter. Es gibt rosafarbene und weiß blühende Arten, wobei die rosafarbene Art in Kultur weiter verbreitet ist.
Die Pflanzen sind selbststeril, d.h. die Stempel nehmen den eigenen Pollen nicht an. Da in Kultur momentan nur ein einziger Klon verbreitet ist, ist eine Bestäubung bisher noch nicht gelungen.
Kultur
Allgemeines:
Drosera paradoxa hat hohe Ansprüche an Temperatur, Licht, Luftfeuchte und Substrat. Wie alle Drosera-Arten des Petiolaris-Komplexes benötigt sie im Sommer und im Winter hohe Temperaturen. Im Sommer sind dies 30-45°C, im Winter 10-20°C. Des Weiteren ist eine intensive Sonneneinstrahlung nötig, um die Pflanze erfolgreich zu kultivieren. Bekommt sie genügend Licht, so färbt sie sich im Sommer schön rot aus.
Die Luftfeuchte sollte im Sommer hoch sein (60-80%), im Winter sogar sehr hoch (80-90 %). Am besten geeignet ist deshalb die Kultur in einem abgeschlossenen Bereich, z.B. ein abgedecktes Glasbecken.
Drosera paradoxa wächst gut auf sehr sandigen Böden, ein Gemisch aus Torf und Sand mindestens mit der Hälfte Sand ist gut geeignet. Die Pflanze kann dann im Sommer im ständigen Anstau und feuchten Substrat gehalten werden.
Im Winter, der kühlen und trockenen Jahreszeit in Australien, legen die Pflanzen eine Wachstumspause ein. Dazu ziehen die Pflanzen bei beginnender Austrocknung und Abkühlung ein. Das bedeutet, dass sie wesentlich kürzere, höchstens 0,5 cm lange Fangblätter produzieren, die sich nicht mehr öffnen und damit keine Insekten mehr fangen können. So überdauert die Pflanze die trockene Jahreszeit. Sobald das
Substrat wieder feucht wird und die Temperaturen steigen, treibt die Pflanze wieder aus.
Vermehrung:
Die Vermehrung von
Drosera paradoxa erfolgt in freier Natur hauptsächlich über Samen. In Kultur ist dies aufgrund der Selbststerilität der Pflanze noch nicht möglich. Daher bietet sich nur die vegetative Vermehrung durch Blattstecklinge oder durch Teilung an. Ältere Pflanzen treiben von Zeit zu Zeit im Frühjahr mehrrosettig aus, so dass sie zum Herbst hin leicht geteilt werden können.
Die Vermehrung über Blattstecklinge ist sehr mühsam, da nur wenige Stecklinge angehen. Einige Versuche von privaten Züchtern haben gezeigt, dass in destilliertem Wasser eingeschlossene Blätter ebenfalls austreiben, wobei diese dann eine wesentlich geringere Ausfallrate haben als auf Torf/Sand ausgelegte Blätter. Generell funktioniert diese Vermehrungsmethode allerdings weitaus weniger gut als bei Arten der Gattung Drosera üblich.
Krankheiten:
Trotz der Behaarung der Blätter und der geringen Angriffsfläche kann
Drosera paradoxa von Blattläusen, Milben und anderen saugenden bzw. beißenden Schädlingen befallen werden. Allerdings werden sowohl Spritzmittel als auch düngefreie Läusestäbchen gut vertragen.
Ein typisches Krankheitsbild bei
Drosera paradoxa ist ein schlappes Aussehen der Pflanze, blasse Färbung und immer kleiner und kürzer werdende Blätter. Dies ist nicht auf eine Krankheit, sondern auf falsche Haltungsbedingungen zurückzuführen. Derartig aussehende Pflanzen leiden unter Lichtmangel und zu niedriger Temperatur bzw. Luftfeuchte.
In den Sommermonaten kann
Drosera paradoxa durch den feuchten Standort durch Wurzelfäule heimgesucht werden. Dies ist zu verhindern indem möglichst viel Luft an die Wurzeln gelassen wird und das Substrat möglichst locker und sandig bleibt (z.B. durch Beimischung von Perlite).
Quellen
Allen Lowrie: Carnivorous Plants of Australia Vol. 3
http:\/\/www.hartmeyer.de\/
Letzte Änderung: 2005-10-25 17:38:10