Geschichtliches
Drosera dilatatopetiolaris wurde 1984 vom japanischen Botaniker
Katsuhiko Kondo zusammen mit
Drosera falconeri und
Drosera lanata in
Three new species of Drosera L. from Australia, Bot. Soc. Ser. 2, 57: S. 51-60 beschrieben.
Systematik
Die Art steht innerhalb der Gattung
Drosera in der Sektion Lasiocephala, dem so genannten
Drosera-petiolaris-Komplex. Derzeit enthält diese Sektion 12 Arten sowie einige noch unbeschriebe Arten. Zum
Petiolaris-Komplex gehört z. B. auch
Drosera paradoxa und
Drosera broomensis. Die nächste Verwandte ist
Drosera fulva. Das Hauptunterscheidungsmerkmal ist der bei
D. fulva längere (25 bis 45 cm) Blütenstand mit kurzen (1-2 mm) Pedikeln (das sind die Stiele der Einzelblüten), außerdem sind die Fruchtstände bei D. fulva hängend, während sie bei
Drosera dilatatopetiolaris halbaufrecht stehen.
Naturstandort
Drosera dilatatopetiolaris kommt im tropischen, nördlichen Australien im Norden der Bundesstaaten Western Australia und Northern Territory vor. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich etwa von der Stadt Derby (W.A.) südlich bis zum Arnhemland-Gebiet (N.T.). Fundorte sind z. B. Palmerston, King Edward River und Beverly Springs. Die Art wächst an sandigen, saisonal nassen Fluren, an zutagetretendem Sandstein und in lateritischen Böden in lichten
Eucalyptus-Buschland und Savannen. Viele Standorte trocknen im heißen Sommer aus, die Pflanze überdauert dann einige Monate durch verdickte Blattbasen. Als Begleitpflanzen findet man u. a. diverse
Eucalyptus-Species, an Karnivoren z. B.
Drosera falconeri,
Drosera petiolaris, Utricularien wie
Utricularia lasiocaulis,
Utricularia minutissima oder
Utricularia chrysantha, außerdem
Byblis filifolia.
Beschreibung
Drosera dilatatopetiolaris ist
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Pflanze |
eine rosettenbildende Sonnentauart. Die Blattstiele sind schmal-verkehrtlanzettlich, bis ca. 2,5 cm lang, 1,5 bis 3 mm breit und leicht behaart. Die Behaarung kann variieren und ist an trockenen Standorten sowie während der Trockenzeit stärker ausgeprägt. Das eigentliche Fangblatt ist mehr oder weniger rundlich und hat etwa 3 mm Durchmesser. Die Blätter stehen aufrecht bis halbaufrecht. Die verdickten Blattbasen bilden unterirdisch eine Zwiebel zur Überdauerung von Trockenphasen. Die Wurzeln sind dementsprechend ebenfalls verdickt. Die Blütenstände werden 10-18 cm lang und sind leicht mit weißen Haaren behaart. Ein Blütenstand trägt 10 bis 20 Blüten, die an 3-7 mm langen Stielen sitzen. Die Blütenblätter werden bis zu 6,5 mm lang und 5 mm breit, sind verkehrtoval, besitzen eine Mittelvene und sind weiß bis pink gefärbt. Am Naturstandort blüht
Drosera dilatatopetiolaris im Oktober, in Kultur ganzjährig.
Kultur
Die Pflanze ist sehr gut für ein Terrarium oder ein warmes Gewächshaus geeignet. Ich kultiviere sie in tiefen Plastiktöpfen mit 7-9 cm Durchmesser in einem 60x40 cm Terrarium. Als Substrat verwende ich eine Mischung aus etwa 50:50 Torf und Perlite mit Zusätzen von Laterite und Vermiculite sowie Holzkohlestückchen. Es kann auch grober Quarzsand als Zusatz verwendet werden. Einige Kultivateure verwenden mit Erfolg eine Mischung aus totem Neuseeland-Sphagnum mit Perlite oder Sand. Das Substrat soll ganzjährig feucht bis nass sein, eine Anstaubewäserung ist im Sommer problemlos möglich, jedoch sollten die Pflanzen besonders im Winter nicht ständig im Wasser stehen.
Aufgrund der tropischen Herkunft ist diese Art ganzjährig warm zu halten. Bei mir betragen die Temperaturen ganzjährig mindestens 25°C (tagsüber) was im Terrarium kein Problem ist. Im Winter empfiehlt sich der Einsatz einer Wärmematte, die in vielen Zoohandlungen erhältllich ist. Es muß jedoch unbedingt darauf geachtet werden, daß die Matte wasserdicht ist! Die Pflanze benötigt viel Licht, volle Sonne ist zu empfehlen.Meist kultiviere ich sie unter 2 T5-Leuchtstoffröhren bei 13 Stunden Licht pro Tag im Zimmer, im Sommer an warmen Tagen auch auf dem Balkon, wo sich die Pflanzen besonders gut ausfärben. Die Luftfeuchtigkeit muß nicht besonders hoch sein, die Pflanzen sind sogar empfindlich gegen hohe Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit stehender Luft oder kühlen Temperaturen.
Ruhezeit
Am Naturstandort legt
Drosera dilatatopetiolaris während der Trockenperiode, die etwa von Mai bis November dauert, eine Ruhezeit ein. In Kultur ist dies jedoch nicht erforderlich. Sollte diese Art jedoch kühl und dunkler stehen, wie dies in vielen Gewächshäusern ohne Zusatzbeleuchtung im Winter der Fall ist, kann diese Art auch eine Ruhezeit einlegen. Dies erkennt man an immer kürzerwerdenden Blattstielen. Man sollte die Pflanze dann langsam trockener stellen (jedoch den Topf nicht komplett austrocknen lassen!). Die Pflanze treibt dann bei wärmerem Wetter im Frühjahr wieder aus und kann dann langsam wieder mehr Wasser bekommen. Ich selbst habe mit einer Ruhezeit bei Arten des Petiolaris-Komplexes keine Erfahrung. Für weitere Informationen verweise ich deshalb auf
diesen Artikel von Andreas Fleischmann im GFP-Forum.
Vermehrung
Drosera dilatatopetiolaris lässt sich sowohl vegetativ als
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aus Blattsteckling gezogene Jungpflanze |
auch generativ vermehren. Zur vegetativen Vermehrung reißt man einige Blätter ab. Hierbei ist zu beachten, dass möglichst viel der fleischigen, weißen Blattbasis am Steckling bleibt. Das Blatt wird dann entweder in ein Glas destilliertes Wasser gelegt, oder aber in ein Torf-Sand-Gemisch gesteckt. Alternativ ist auch feines, totes Sphagnum möglich. Zu beachten ist, dass die Art viel Wärme zum Austreiben benötigt. Das Blatt treibt an der Blattbasis wieder aus, deshalb sollte bei Vermehrung in Substrat die Blattbasis etwa 0,5 - 1 cm mit Substrat bedeckt sein. Unter meinen Bedingungen ist diese Methode allerdings nicht allzu erfolgreich.
Eine Alternative ist die Teilung einer Pflanze. Sie sollte erst erfolgen, wenn eine Pflanze bereits über mehrere Vegetationspunkte verfügt. Man trennt einfach mit einem scharfen Messer die Pflanze(n) ab. Die Schnittstelle sollte mit Holzkohlepulver und ggf. einem Fungizid desinfiziert werden, ansonsten droht Fäulnis. Die Teilung einer Pflanze mit nur einem Vegetationspunkt ist prinzipiell ebenfalls möglich, aber umso riskanter, da sie leicht zum Verlust aller Teile führen kann.
Selbstverständlich läßt sich
Drosera dilatatopetiolaris auch durch Samen vermehren. Leider ist die Art, wie alle Arten des Petiolaris-Komplexes, selbststeril, d. h. sie muss mit einer anderen aus Samen entstandenen (also genetisch verschiedenen) Pflanze bestäubt werden. Kreuzungen mit anderen Arten aus der Sektion Lasiocephala sind ebenfalls möglich, es sind vom Naturstandort z. B. Hybriden mit
D. falconeri bekannt. Die Aussaat ist wiederum recht einfach. Die Samen werden auf ein Torf-Sand-Gemisch gesät, das bei mindestens 25°C gut feucht gehalten wird. Die Samen keimen üblicherweise binnen 3, manchmal auch bis zu 8 Wochen, die jungen Pflanzen sollten die ersten Wochen unter hoher Luftfeuchtigkeit gehalten werden. Die Sämlinge wachsen die erste Zeit recht langsam und sind oft anfällig für Pilzinfektionen, deshalb sollten sie nicht zu nass gehalten werden.
Krankheiten
Die Art ist - wie alle anderen Arten des Petiolaris-Komplexes - recht anfällig für Fäulnis, die meist durch zu viel Feuchtigkeit entsteht. In diesem Falle sollte man das Substrat etwas trockener halten, und die Luftfeuchtigkeit absinken lassen. Hierfür kann man z. B. im Terrarium einen kleinen PC-Lüfter oder Ähnliches einbauen. Durch die verhätnismäßig kleinen Fangblätter sind die Pflanzen gegen Schädlinge wie Blattläuse oder Wollläuse ebenfalls besonders anfällig. Nach meiner Erfahrung werden die meisten gängigen Fungizide und Insektizide gut vertragen.
Referenzen
Allen Lowrie: Carnivorous Plants of Australia Vol. 3
Allen Lowrie: Das Taublatt Heft 14 (1990/2) Der
Drosera-petiolaris Komplex (übersetzt von Anja und Holger Hennern)
Allen Lowrie: Das Taublatt Heft 16 (1991/2) Auf der Suche nach Karnivoren in Nordaustralien (frei übersetzt von Schülern und der Taublatt-Redaktion)
Allen Lowrie: New species in
Drosera section
Lasiocephala (Droseraceae) from tropical northern Australia (Nuytsia 11 (1): 55-69 (1996)
Diverse Beiträge im
GFP-Forum und
CPUK-ForumLetzte Änderung: 2011-07-09 18:18:39