Drosera capensis - der Kap-Sonnentau
Geschichtliches:
Erste Beschreibungen in Büchern erfolgten schon 1738 in Burman's Buch über Afrikanische Pflanzen. Die offizielle Erstbeschreibung unter heutigem Namen erfolgte 1753 durch Linneaus. (Anm.: Linneaus = Carl von Linné; 1707-1778; schwedischer Naturwissenschaftler, Begründer der Artdiagnostik und der binären Nomenklatur, die bis heute für alle Organismenreiche ihre Gültigkeit bewahrt hat.)
Der Name "capensis" dieser Art kommt vom Standort (Kap-Region). Sowohl im deutschen Namen (Kap-Sonnentau), als auch im Englischen (Cape Sundew) wurde dies übernommen.
Die Pflanze gehört zur Sektion "Drosera" der gleichnamigen Untergattung.
Heimat / Standort:
Dieses Sonnentaugewächs hat seine Heimat in Südafrika. Das Verbreitungsgebiet der Drosera capensis ist an Sümpfen und in der Nähe von Seen in der sogenannten "Fynbos Landschaft" des südwestlichen Kaps. An einigen Standorten kann es durchaus auch recht trocken werden (z.B. Theewaterskloof Dam). Im Sommer liegt die Temperatur dort zwischen 20°C und 30°C, während der Winter mit 10-15°C überraschend kühl ist. Im Gebiet Garciapass trifft die Pflanze auch auf Drosera aliciae.
Die Pflanze:
Bei Drosera capensis handelt es sich um eine mehrjährige (ausdauernde), robuste, rosettenbildende Pflanze mit 18-25cm Durchmesser und etwa 15 cm Höhe. Die Blätter entspringen kurz über dem Boden - die Pflanze bildet nur kurze, holzige Stämme aus. (Hochwachsende Pflanzen sind ein Zeichen von Lichtmangel --> Kulturfehler). Sie hat wie die meisten Gewächse der Droseraceae (Sonnentaugewächse) grünrote bis braunrote, reizbare Tentakel auf den bis zu 7cm langen und 5 mm (ohne Tentakel; 11 mm mit Tentakel) breiten Fangblättern. Das gesamtes Blatt (mit "Stängel") wird bis 15cm lang. Die Tentakel bilden an ihrem Ende glänzende, zähe und klebrige Tropfen. Die können sich (langsam) zum kleben gebliebenen Opfer hinbiegen. Oft faltet sich das Blatt auch zusätzlich über das Opfer. Wobei die Bewegung immer in Längsrichtung erfolgt. Am frühen Morgen, wenn die Klebetropfen oft besonders groß sind können auch große Fliegen in "den Fängen" der Pflanze hängen bleiben.
Die Drosera capensis blüht in der Natur im Sommer Südafrikas (Dez-Jan) - in der Kultur oft ununterbrochen. Die Blütenstiele sind ca. 30cm hoch (20-35cm) und tragen 6 - 20 (manchmal bis 30) Blüten. Die Blüte selbst (ca. 2 cm groß) ist (dunkel-)rosa und besitzt 5 Blüten-Blätter. Die Petalen (Kronblätter / "Blütenblätter") erreichen eine Größe von 10 -15 mm. Die Pflanze ist nicht nur selbstfertil (= kann mit sich selbst bestäubt werden), sondern auch kleistogam (= bestäubt sich bei geschlossenen Blüten von selbst). Die Samenkapseln enthalten sehr viele Samen. Diese sind schwarz und ca. 0,75x0,1mm groß.
Die Vermehrung erster Wahl sind die Samen: Sie werden nur auf die Erde aufgestreut (da Lichtkeimer). Nach 4-8 Wochen bilden sich Pflänzchen. Bei sehr guter Pflege blühen die Pflanzen jedoch ebenfalls noch im 1. Jahr. Alternativ kann man Blattstecklinge zur Vermehrung machen:
Das mit Tentakeln besetzte Fangblatt (mittleres Alter) in 1cm große Stücke trennen und direkt mit der Unterseite auf die Erde legen. Wichtig ist ein vollständiger Kontakt mit der Erde. Folie zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit darüber - nach 3 Wochen bilden sich kleine "Knubbel" auf der Oberfläche des Blattes. Weitere 2-3 Wochen später sind schon Mini-Pflänzchen zu sehen.
Drosera capensis bildet relativ (für Sonnetaugewächse) gut ausgebildete Wurzeln. Es lassen sich von diesen auch gut Wurzelstecklinge machen.
Neben der Standardform sind ein paar Varietäten bekannt:
- Die völlig grün (und etwas kleiner bleibende) Varietät "alba". Hat zudem weiße Blüten.
- Die kleiner bleibende, aber normalfarbige Varietät "narrow" bzw. "narrow leaf", die sich durch schmale Blätter auszeichnet.
- Die größer werdende Varietät "gigant"
- Die komplett (dunkel-)rot werdende Varietät "red" bzw. "all red" (auch etwas größer als die Normalform)
Kultur:
Drosera capensis ist die ideale Pflanze für Anfänger. Zudem zeigt die Pflanze mehr Fangaktivität als kleinere Arten wie Drosera aliciae und macht so die Pflanze auch sehr beliebt.
Die Pflanze kann das ganze Jahr im Zimmer gehalten werden. Besser ist jedoch eine etwas kühlere Überwinterung.
Sie benötigt viel direktes Sonnenlicht (Südfenster oder Freilufthaltung) - sonst keine Rotfärbung der Tentakel. Werden Zimmerpflanzen im Sommer nach draußen gestellt muss unbedingt eine (kurze) Gewöhnungsphase beachtet werden, da sonst die Pflanzen unter Umständen verbrennen. Temperatur: Ideal um 20-25°C, der optimale Bereich liegt bei ca. 15 - 35°C. Höhere Temperaturen (Mittagshitze) können vertragen werden, jedoch werden besonders bei Pflanzen in Glasschalen/Glaskugeln gerne auch zu hohe Temperaturen erreicht. Kühlere Nächte mit 5-15°C werden von draußen wachsenden Pflanzen problemlos vertragen. Im Winter ist die Pflanze bei Raumtemperatur durchzukultivieren oder etwas kühler (10-15°C) zu halten. Sie verträgt normalerweise keinen Frost. Kurze, leichte Fröste (manchmal bis -10°C) überstehen viele Pflanzen jedoch durch neues Austreiben aus der Wurzel. Eine normale bis leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit (ca. 50-70%) ist wichtig --> bei Zimmerhaltung: z.B. offenes Terrarium oder eine Glasschale; nie die "offene" Pflanze im Blumentopf der trockenen Heizungsluft aussetzen. Bei zuwenig Luftfeuchtigkeit werden keine Klebetropfen gebildet. Zur Bewässerung wird meist das Anstauverfahren im Sommer verwendet. Im Winter bei Durchkultivierung bei Raumtemperatur weiterhin Anstauverfahren bzw. bei kühler Überwinterung nur noch leicht feucht - nie austrocknen lassen. Giessen bitte nur mit kalkfreiem Regenwasser, entmineralisierten Wasser oder destillierten Wasser. Als Substrat eignet sich reiner, ungedüngter Hochmoortorf mit etwas Sand. (Weißtorf mit 1/4 bis 1/3 Sand-Anteil empfehlenswert; alternativ auch Weißtorf und Perlite). Handelsübliche Karnivorenerde funktioniert auch sehr gut. Das Substrat solle locker sein (beim Einpflanzen nicht zu fest andrücken).
Bei Zimmerpflanzen mit Anstauverfahren geeignete Drainageschicht nicht vergessen. Die Pflanze nie mit chemischen Düngern düngen (auch wenn gerne was anderes auf den Schildchen im Baumarkt steht). Ein Füttern ist nicht notwendig (die Pflanze kommt auch ohne diese Zusatznahrung aus). Wer unbedingt füttern/düngen will: Die Milchdüngung (verdünnen!) funktioniert recht gut.
Krankheiten:
Blattläuse sind bei dieser Pflanze leider sehr häufig. Meist verstecken sie sich an der Blattunterseite. Die Blätter verfärben sich dann gelblich. Neue Blätter sind meist missgebildet. Die Anwendung verträglicher Insektizide (wie z.B. Neudorff Spruzid) schafft Abhilfe. Bei Zimmerpflanzen auch "Pflanzenschutzstäbchen" (z.B. von Paral) oder - noch besser, ganz ohne Chemie - die Pflanze für einige Zeit in Wasser (+ ein Tropfen Spülmittel) untertauchen (um die Blattläuse zu ersticken).
Keine Klebetropfen: Ursache ist meist zuwenig Feuchtigkeit (manchmal auch zuwenig Licht - oder beides). Oft haben auch Pflanzen beim Kauf keine Klebetropfen mehr. Wird die Pflanze richtig kultiviert kann es trotzdem sein, dass man sich einige Zeit gedulden muss --> Die Pflanze muss sich erst erholen und bildet dann Tropfen auf neuen Fangblättern, während die alten Fangblätter ohne Klebetropfen bleiben.
Quellen:
L. Diels, Das Pflanzenreich, IV Droseraceae, 1906 (Seite 100 ff)
The Flora of Southern Africa Vol. 13, A.A. Obermeyer
Peter D'Amato, The Savage Garden (Seite 127 ff)
Adrian Slack, Carnivorous Plants (Seite 136 ff)
J.J. Labat, Fleischfressende Pflanzen (Seite 40)
Letzte Änderung: 2006-03-29 20:27:57