Geschichtliches
Drosera caduca wurde im Januar 1995 von Russell und Matthew Barrett in den Kimberley-Bergen im Nordwesten Australiens entdeckt und 1996 von Allen Lowrie beschrieben.
Naturstandort
Drosera caduca kommt in einem relativ kleinen Gebiet - etwa 15 km x 30 km Umkreis - in den Kimberleys (Western Australia) sowie auf Augustus Island vor. Der Typusstandort befindet sich in Edkins Ranges, WA. Die Art kommt bevorzugt in feuchten Senken auf weißem Quarzsand vor. Auf Augustus Island wächst
Drosera caduca an Sandsteinhügeln zusammen mit
Eucalyptus minima und
Spinifex an steinig-sandigem, braunem Boden.
Systematik
Die Art gehört innerhalb der Gattung
Drosera in die Sektion
Lasiocephala, den so genannten Drosera-Petiolaris-Komplex. Dieser Komplex besteht aus etwa 15 Arten, die allesamt im tropischen nördlichen Australien sowie in Neuguinea beheimatet sind.
Beschreibung
Die Art ist mehrjährig und kommt in sandigen, tropischen Gebieten vor. Das Jahr ist in eine Trocken- und eine Regenzeit unterteilt.
Drosera caduca überdauert die Trockenzeit mithilfe von verdickten Blattbasen als Zwiebel. Es handelt sich um eine rosettenbildende Pflanze, wobei die Blätter in der Regel halbaufrecht bis aufrecht stehen. Die Pflanze sieht im Jugendstadium ähnlich wie
D. ordensis aus, diese ist jedoch wesentlich stärker behaart. Die eigentlichen Fangblätter der Art sind recht klein - ca. 4 mm Durchmesser. Dagegen werden die grünen Blattstiele bis zu 24 cm lang und 6 mm breit. Jungpflanzen sind jedoch kleiner, die Blätter werden hier etwa 3 cm lang. Das besondere an dieser Art ist, dass sie im Alter oftmals nur mehr Blattstiele, aber keine Fangblätter mehr ausbildet. In Kultur bildet sie regelmäßig einige Tochterpflanzen aus der Mutterpflanze. So kann diese Art relativ leicht vegetativ vermehrt werden. Die Blütenstände werden bis zu 45 cm lang und tragen bis zu 45 Blüten. Der Blütenstand ist besonders im oberen Teil mit wolligen weißen Haaren bedeckt. Die Blütenfarbe reicht von weiß bis rosa, die Blütenblätter werden bis zu 6,5 mm lang und 3,6 mm breit. Am Naturstandort blüht
Drosera caduca von Dezember bis Juli.
Kultur
Die Art benötigt ganzjähig viel Licht, Wasser und Luftfeuchtigkeit. Ideal ist die Kultur in einem Terrarium bei mindestens 25, besser 30-35°C. Als Substrat verwende ich ein Gemisch aus gleichen Teilen Torf und Perlite mit Zusätzen von Vermiculite, Laterite und Ton (sowohl gemahlen als auch gekörnt). Jungpflanzen sollten in ein entsprechendes Substrat mit nicht zu feinem Quarzsand statt dem meist recht groben Perlite gepflanzt werden. Ich gieße die Art nur mäßig und achte darauf, dass sie nicht im Anstau steht. Meiner Erfahrung nach reagiert diese Art eher empfindlich mit Wurzelfäule auf zu viel Feuchtigkeit. Ein möglichst tiefer Topf ist zu empfehlen. Die Luftfeuchtigkeit ist recht hoch - etwa 60 bis 70% - kann aber in der Mittagszeit ohne Probleme auf 30% absinken. In einem Terrarium sollte am Besten ein kleiner Ventilator eingebaut werden, um etwa halbstündlich für Frischluft zu sorgen. Viele tropische Arten reagieren empfindlich auf feuchte, stehende Luft, wenn die Temperaturen recht kühl sind! Die Temperaturen betragen bei mir in Sommer bis zu 35°C tagsüber, nachts die ganz normale Nachttemperatur (Ich kultiviere sie in dieser Zeit an warmen Tagen auf dem Balkon). Im Winter halte ich sie bei etwa 25 - 30°C am Tag und 20 ° C in der Nacht. Die Art sollte viel Licht bekommen, möglichst volle Sonne. Eine Kultur unter Leuchtstoffröhren ist auch möglich, allerdings färben sich die Pflanzen dann nicht so gut aus. (Ich selbst kultiviere sie im Winter unter T5-Leuchtstoffröhren der Lichtfarben 840 und 865, bei 13 Stunden Licht / Tag). Unter ganzjährig warmen, hellen Bedingungen wächst die Art das ganze Jahr ohne Ruhepause. Wenn im Winter die Tageslichtdauer unter etwa 10 Stunden fällt, die Temperaturen fallen oder die Pflanze einfach länger trocken steht, macht sie eine Ruhepause. Die Pflanze sollte dann für etwa 2 bis 4 Monate trockener stehen, wobei sie alle Blätter verlieren kann. Hierbei besteht aber die Gefahr, dass die Pflanze entweder vertrocknet oder aber verfault. Anfänger sollten diese und alle anderen Arten der Sektion Lasiocaphala deshalb lieber durchkultivieren. Ich selbst kultiviere alle diese Arten ohne Ruhezeit, verweise aber auf den
lesenswerten Artikel von Andreas Fleischmann im GFP-Forum.
Vermehrung
Die einfachste Methode dürfte sein, die Tochterpflanzen vorsichtig abzutrennen. Wichtig ist, dass hierbei die Schnitt- oder Bruchstelle mit Holzkohlepulver und Fungizid desinfiziert wird, um Pilzbefall zu vermeiden.
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aus Blattsteckling gezogene Jungpflanze |
Eine Vermehrung durch Blattstecklinge ist ebenfalls möglich. Man reisst einfach ein Blatt mitsamt der fleischigen Blattbasis ab. Das Blatt kann dann sowohl etwa 1 cm in Substrat (Torf-Sand-Gemisch oder totes Sphagnummoos, nicht zu nass!) oder ein Glas mit destilliertem Wasser getan werden. Die Jungpflanze bildet sich dann an der Blattbasis. Diese Methode ist, dann besonders erfolgreich, wenn möglichst viel der weißen Basis am Blatt ist und die Blätter warm und hell, aber nicht vollsonnig stehen.
Vermehrung durch Samen
Drosera caduca ist leider selbststeril, d. h. eine Pflanze alleine bildet keine Samen aus. Um Samen zu bekommen, müssen zwei genetisch verschiedene Pflanzen miteinander bestäubt werden. Hierzu reißt man einfach mit einer Pinzette die reifen Staubblätter einer Pflanze ab und streicht den Pollen auf die Narbe der anderen Pflanze. Bekommen die Pflanzen Sonnenlicht, blühen sie leider nur von etwa 10 bis 14.00 Uhr und können meist auch nur in diesem kurzen Zeitraum bestäubt werden. Wenn die Bestäubung erfolgreich war, sollten sich in wenigen Wochen Samenkapseln bilden, die die winzigen, schwarzen Samen enthalten. Ich empfehle, die Samen nicht sofort, sondern erst nach etwa 1 bis 2 Monaten auszusäen. Die Samen vieler Arten keimen erst nach einer Ruheperiode, sodass man sie am Besten trocken lagern sollte. Die Samen werden dann auf reinen Torf oder ein Torf-Quarzsand-Gemisch ausgesät Sie sollten binnen 2 - 5 Wochen keimen, dennoch kann es manchmal einige Monate dauern. Der Sämling wächst zunächst sehr langsam und bildet eine lange, dicke Speicherwurzel aus. Meiner Erfahrung nach sollte die Pflanze nach etwa 1 Monat das erste Mal in frisches Substrat (Torf-Quarzsand-Gemisch) pikiert werden. Der Sämling darf keinesfalls austrocknen, sollte aber auch nicht gerade überschwemmt werden.
Etymologie\/Namensgebung
Das lateinische "caducus" bedeutet soviel wie abfallend oder hinfällig und bezieht sich auf das im Alter nicht mehr vorhandene Fangblatt. Damit wird diese besondere Art gut beschrieben.
Referenzen
Rolf-Dieter Gotthard: Das Taublatt Heft 31 1997/2 14. Jahrgang Seite 28/29:
Drosera caduca - ein tauloser Sonnentau
Allen Lowrie: Nuytsia 11 (1): 55-69 (1996) New species in
Drosera section
Lasiocephala (
Droseraceae) from tropical Western Australia
Andreas Fleischmann: Diverse Beiträge im
GFP-ForumLetzte Änderung: 2011-07-09 18:08:19