Historisches:
Nepenthes tenuis ("die zarte") war lange Jahre eine verloren geglaubte Art, bevor sie 2002 von einer Expedition (der unter anderem J. Nerz, A. Wistuba und M. Schach angehörten) wiederentdeckt wurde.
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Originalfoto von W. Meijer, 1957 |
Bis zu diesem Zeitpunkt war nur diese unscharfe Fotographie einer Hochkanne, aus dem Jahr 1957 bekannt, die auch Grundlage für die Erstbeschreibung (1994) war.
Der Grund, warum 45 Jahre vergehen mussten, ist besonders darin zu sehen, dass die Tjampo Berge in Sumatra eine sehr abgelegene und widrige Gegend sind.
Es bleibt also abzuwarten, welche einst verlorenen Arten in der Zukunft doch wieder auftauchen.
Beschreibung:
Eine einmalige Form, verbunden mit einem extrem breiten Peristrom machen N. tenuis zu einer außergewöhnlich schönen Nepenthes.
Während junge Bodenkannen ihren Namen rechtfertigen ("tenuis" = dünn, zart) sieht dies bei ausgewachsenen Pflanzen anders aus. Die Kannengröße von fast 10cm, verbunden mit einem sehr großen, gezackten Peristrom geben ihr ein deutlich wuchtigeres Aussehen, als man es bei Jungpflanzen vermuten würde.
Die stark runden Kannen weisen einen zumeist gelb bis bräunliche Grundton auf, welcher mit rötlichen Flecken verfeinert wird. Das Peristrom ist grün unterlegt und kann auch stellenweise rötlich einförbt sein.
Diese hängen zumeist an einem sehr langen Tendril um Bodenkontakt herzustellen. In dieser Hinsicht scheint sie N. argentii zu ähneln, welche ihre Kannen auch am liebsten in Sphagnum ablegt.
Die Hochkannen unterscheiden sich von den Tiefkannen durch eine in die Länge gezogene Form, welche sich nach unten verjüngt.
Kultur:
Allgemein:
Wer aktuell eine N. tenuis in seiner Sammlung haben möchte, wird ausnahmslos auf einen bewurzelten Steckling zurückgreifen müssen. Aus diesem Grund ist sie natürlich sehr teuer und sollte auch nur von Menschen erworben werden, die grundlegende Erfahrungen mit der Kultur von Nepenthes haben.
Sie besitzt auch nicht die Robustheit der typischen Einsteigerarten (N. eymae, N. ventricosa, usw.) und ist deshalb nur bedingt dazu geeignet um erste Erfahrungen zu sammeln. Wenn diese jedoch vorliegen, wird sie einem viel Freude bereiten. Sie wächst erstaunlich schnell und kann innerhalb weniger Jahre bis zu 50-60cm breit und mehrere Meter hoch werden.
Glücklichweise wurzeln Stecklinge sehr schnell an. Somit kann man sie längere Zeit daran hindern kann, in die Höhe zu schießen. Dies bezahlt man jedoch mit dem Verzicht von Hochkannen, da diese scheinbar erst bei etwa einem Meter Höhe auftauchen.
Temperatur:
Da alle in Kultur befindlichen Klone von einem Standort auf etwa 1000m NN gesammelt wurden ist sie schon als Hochlandart zu sehen und sollte auch als solche gehalten werden. Sie scheint auch - wenig extreme - Tieflandbedinungen zu vertragen. Persönlich würde ich jedoch eine ganzjährige Temperatur von tagsüber 20-28°C und nachts 12-16°C empfehlen.
Licht:
N. tenuis mag es relativ hell, vergleichbar mit allen anderen Hochlandarten. Bei ausreichendem Licht färbt sich das Peristrom rötlich.
Luftfeuchtigkeit:
Wie für eine Hochlandart üblich, ist eine Luftfeuchtigkeit von 50-70% am Tag und 80% in der Nacht gut geeignet.
Substrat:
Ich halte sie in einem lockeren Gemisch aus Torf, Perlite, Blähton und Pinienrinde, welches oben noch durch eine Schicht Sphagnum bedeckt ist. Dieses sollte anschließend ständig feucht gehalten werden. Die üblichen Nepenthes Substrate scheinen ebenfalls gut geeignet zu sein.
Quellen:
(1) Clarke, Charles (2001) "Nepeenthes of Sumatra and Peninsular Malaysia", Natural History Publications, Kota Kinabalu, Seite 200
Letzte Änderung: 2007-01-03 23:51:26