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Datenbank
Species: Ibicella lutea Eseltine, {1929}

Datenblatt

Systematik

Beschreibung

Ibicella lutea, auch als Teufelskralle bekannt, gilt als präkarnivore Pflanze, d. h. ihr "Status" als echte fleischfressende Pflanze ist wissenschaftlich nicht anerkannt oder umstritten. Insbesondere ist wohl noch ungeklärt, ob Ibicella lutea die gefangenen Insekten auch tatsächlich verwerten kann. Ihre Zuordnung zu den fleischfressenden Pflanzen wird noch geprüft (vgl. Thomas Carow, Ruedi Fürst: Fleischfressende Pflanzen: Artenübersicht - Kultur - Vermehrung; S. 69). Allerdings sehen einige Autoren die Karnivorie von Ibicella lutea aber als erwiesen an. Hierauf wird noch einzugehen sein.

Ibicella lutea unterscheidet sich in ihren Kulturansprüchen von den meisten anderen Arten fleischfressender Pflanzen, ausnahmsweise einmal dahingehend, dass eigentlich keine Besonderheiten zu beachten sind, außer dass Ibicella lutea eigentlich nur für eine Kultur im Freien geeignet ist.

Historisches

Ibicella lutea wurde im Jahr 1929 durch Van Eseltine in New York Agric. Exp. Sta. Techn. Bull. 149: 34. 1929 unter ihrem heute gültigen Namen beschrieben. Eine frühere Bezeichnung lautete Martynia lutea.

Systematik

Ibicella lutea ist eine monotypische Gattung, d. h. sie umfasst nur eine einzige Art, Ibicella lutea. Sie ist eng verwandt mit Proboscidea lousianica, in der Literatur werden diese beiden Arten teilweise als nur eine Art angesehen (vgl. Guido Braem: Fleischfressende Pflanzen; S. 34), tatsächlich sind sich beide Arten auch sehr ähnlich und unterscheiden sich eigentlich nur in wenigen Details, insbesondere der Blüte (während die Blüte von Ibicella lutea gelb und geruchlos ist, ist die Blüte von Proboscidea lousianica rosa und riecht). Beide Arten gehören zur Familie der Martyniaceae (daher auch der frühere Name Martynia lutea statt Ibicella lutea). (Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass Ibicella lutea teilweise auch in die Familie der Pedaliaceae eingeordnet wurde/wird).

Der erste Teil des Namens Ibicella lutea ist die Verkleinerungsform von "Ibex" (lat: "Steinbock") und bezieht sich auf die "gehörnte" Frucht bzw. den Samen, der der Pflanze auch den deutschen Namen "Teufelskralle" gab. Der zweite Teil leitet sich von der Blütenfarbe ab (lutea ist lateinisch und bedeutet "die Gelbe" bzw. "gelb" in der femininen Form).

Naturstandort

Ibicella lutea kommt ursprünglich aus Südamerika, ist mittlerweile aber auch in Nordamerika, hier insbesondere in Mexiko und Kalifornien am Rande der Sonorawüste heimisch. Ibicella lutea ist also keine Sumpfpflanze, an ihren natürlichen Standorten übersteht sie heiße Sommer mit viel Sonneneinstrahlung bei relativer Trockenheit. Die Samen werden i. d. R. über Säugetiere wie Coyoten etc. verbreitet, in deren Fell sie mit ihren Haken (den "Krallen") hängen bleiben.

Die Pflanze

  Allgemeines

Ibicella lutea ist eine terrestrische, aufrecht schnellwachsende Pflanze mit einem dicken fleischigen Stamm. Von diesem zweigen die Blattstiele ab, wobei auf einer Höhe meist zwei Blätter gebildet werden, die im 180°-Winkel zueinander, sich also direkt gegenüber stehen. Die nächsten Blätter werden dann später um ca. 90°versetzt gebildet. Es können auch mehr als zwei Blätter gleichzeitig gebildet werden, dies ist sogar die Regel, wenn sich der Blütenstand entwickelt. Der Stamm verzweigt sich dann i. d. R. in fünf Stiele, von denen je zwei in eine Richtung, weiter zwei in die entgegengesetzte Richtung und der mittlere weiter senkrecht wächst. An den seitlichen Stielen erscheinen normale Blätter, während an dem senkrechten Stamm die Knospen wachsen. Die Pflanzen können bei guten Bedingungen eine Größe von über einem Meter erreichen. Ibicella lutea verfügt über ein ausgedehntes Wurzelwerk, damit sie auch Trockenperioden am natürlichen Standort besser überstehen kann.

  Die Falle

  Aufbau

Bei Ibicella lutea handelt es sich um eine passive Klebfalle, deren Blätter und Tentakel den Fangvorgang nicht durch Bewegungen unterstützen.

Die Blätter haben in etwa die Form von Blättern von Geranien oder Kürbispflanzen, können die Größe von etwa zwei Handflächen erreichen und besitzen gestielte und ungestielte Drüsen, wobei am Ende der gestielten Drüsen ein Tropfen von Fangschleim ist. Die ungestielten und die sichtbaren gestielten Drüsen befinden fast sich an der gesamten Pflanze, sowohl an der Ober- und Unterseite der Blätter, am Stamm und den Blattstielen und sogar an den Kelchblättern der Blüten.

  Fangmechanismus

Die gestielten Drüsen haben vor allem die Aufgabe, die Beute anzulocken und festzuhalten. Der bei Sonneneinstrahlung (besonders, wenn die Sonnenstrahlen schräg auf das Blatt treffen) golden leuchtende Fangschleim, der leider einen deutlich wahrnehmbaren Aasgeruch ausströmt, hat auf viele Insekten, insbesondere kleinere Fliegen wie Fruchtfliegen eine entsprechende Anziehungskraft.

Wie bereits dargelegt, ist die Teufelskralle eine passive Klebfalle, d. h die Blätter und Tentakel bewegen sich nicht oder rollen sich nicht ein, um die gefangene Beute leichter zu überwältigen bzw. besser verdauen zu können. Da auch nicht allzu viel Fangschleim abgesondert wird, kann die Pflanze auch nur kleine Insekten wie Fruchtfliegen oder weiße Fliegen überwältigen. Auch wenn die carnivoren Eigenschaften von Ibicella lutea bereits vor langer Zeit entdeckt worden (1875 durch W. J. Beal, vgl. Braem S. 34) oder durch Versuche nachgewiesen sein sollen (1906 durch die italienische Botanikerin, E. Mameli, vgl. Peter D´Amato: The Savage Garden; S. 289), wurden bislang keine von der Pflanze produzierten Verdauungsenzyme nachgewiesen, so dass die Pflanze als präkarnivor eingestuft wird.

Sobald die angelockten Insekten mit dem Fangschleim in Berührung kommen, bleiben sie daran hängen und ersticken am Fangschleim, sinken zwischen die gestielten Düsen auf das Blatt, so dass die (durch Bakterien?) aus dem Insekt herausgelösten Nährstoffe auf die Blattoberfläche fließen, wo dann die ungestielten Drüsen deren Aufnahme übernehmen

  Blüte

Die Blütezeit von Ibicella lutea ist hauptsächlich der Spätsommer bzw. der Herbst. Sie wächst i. d. R. zwischen vier Blättern ein zentraler verzweigender Spross, an dem dann die Blüten erscheinen. Die Knospen bzw. Blüten sind dicht gedrängt rosettenartig nebeneinander und übereinander angeordnet, so dass der Blütenstand in etwa die Form eines geschlossenen Kiefernzapfens erhält. Zuerst blühen die unteren Blüten, später die oberen. Die Blüten bleiben einige Tage geöffnet. Sie sind leuchtend gelb und röhrenförmig wie die Blüten einer Glockenblume und ca. 4-5 cm im Durchmesser groß. Ihre Länge beträgt ebenfalls etwa 5 cm. Der Schlund ist rot gefleckt. Die Narbe hat vor der Bestäubung in etwa die Form eines "aufgerissenen Entenschnabels", nach der Befruchtung schließt sich der "Schnabel" und die beiden Enden sind aufeinander gepresst. Bei entsprechender Wärme soll dieser Vorgang sehr schnell gehen.

Kultur

  Allgemeines

Ibicella lutea ist eine einjährige Pflanze, die am besten im Sommer an einem sonnigen Platz im Freien gehalten werden sollte, wobei sie auch sehr heiße Temperaturen relativ problemlos verträgt. Wegen des Aasgeruchs, den der Fangschleim verströmt verbietet sich die Haltung in der Wohnung wenn man nicht gerade an Anosmie (Verlust des Geruchssinns) leidet, von selbst. Im Freien, insbesondere bei bewegter Luft oder solange die Pflanzen noch klein sind, ist der Geruch (wenn man seinen "Gewürzprüfer" nicht direkt an die Pflanze hält) nicht so deutlich wahrnehmbar. Einen geschlossenen Raum, besonders wenn er nicht allzu groß ist, hält Ibicella lutea geruchsmäßig aber schon in Schach!

Die Kultur von Ibicella lutea ist gar nicht so schwer, wichtig ist, dass die Pflanze einen sonnigen Platz liebt. An ihr Substrat stellt Ibicella lutea keine besonderen Ansprüche. Sie braucht keine Spezialerde, man kann (und sollte) sie in ganz normale Blumenerde, der man auch Sand oder Lavagestein oder andere, das Substrat auflockernde Substanzen beimischen kann (aber beileibe nicht muss), pflanzen. Außerdem ist Ibicella lutea eine Pflanze, die man im Gegensatz zu den meisten anderen (oder den "echten") fleischfressenden Pflanzen auch düngen kann. Auf Düngergaben reagieren die Pflanzen nach meiner Erfahrung direkt mit richtigen Wachstumsschüben. Das Substrat sollte immer feucht gehalten werden, jedoch nicht unbedingt dauernass.

Die einzige Schwierigkeit von der immer wieder berichtet wird und die einer erfolgreichen Kultur von Ibicella lutea im Wege stehen könnte, ist, die Samen zum Keimen zu bringen. Da Ibicella lutea eine einjährige Pflanze ist und im Winter bzw. nach der Blüte und Samenbildung abstirbt und sich der Versuch einer Überwinterung im Wohnzimmer für Personen mit einem normal ausgeprägten Geruchssinn eigentlich von selbst verbietet, kommt man um das Nachzüchten durch Aussaat nicht herum. Weiteres folgt unter dem Punkt: Vermehrung.

Wegen des ausgeprägten und zarten Wurzelwerkes ist ein Umtopfen der Pflanze meist mit Schwierigkeiten verbunden. Besonders wenn mehrere Pflanzen voneinander getrennt werden sollen, ist dies oft mit dem Verlust eines Großteils der Wurzeln verbunden. Wenn man die Pflanzen im Anschluss an das Umtopfen aber ein paar Tage etwas schattiger hält, so dass nicht so viel Wasser über die Blätter verdunstet, verkraftet sie dies jedoch relativ problemlos.

Empfehlenswert sind in jedem Fall große Töpfe, da die Pflanzen relativ groß werden und vergleichsweise viele Nährstoffe benötigen. Hält man zu viele Pflanzen in einem Topf oder haben die Pflanzen zu wenig Substrat, muss man gut düngen, wenn die Pflanzen trotzdem groß werden und gedeihen sollen.

Nicht zuletzt sei noch darauf hingewiesen, dass man als Gießwasser hier problemlos Leitungswasser verwenden darf. Natürlich kann man auch Regenwasser verwenden, wenn dieses aber knapp ist, sollte man es für die fleischfressenden Pflanzen aufsparen, die es benötigen.

  Vermehrung

Eine Vermehrung mittels Blatt- oder Wurzelstecklingen sowie Teilung der Pflanzen wurde meines Wissens noch nicht versucht, zumindest ist diesbezüglich in der von mir herangezogenen Literatur nichts erwähnt

Die Vermehrung von Ibicella lutea erfolgt also über Aussaat. Da die Pflanzen leicht Samen ansetzen, ist dies relativ problemlos möglich (vgl. oben). Die Samen sollten im Kühlschrank überwintert werden, damit die Keimfähigkeit erhalten bleibt.

Manchmal wird empfohlen, die Samen vor der Aussaat einige Tage in Wasser einzulegen oder an den Längsseiten mit Schmirgelpapier etwas abzuschleifen oder mit kochendem Wasser zu übergießen. Es scheint jedoch vor allem wichtig zu sein, die Samen sehr früh (spätestens im April!) auszusäen, wenn noch kalte Temperaturen herrschen. Die Samen können in die feuchte Erde gesteckt werden, sie brauchen kein Licht um zu keimen Das Bedecken der Pflanzen mit Substrat birgt den Vorteil, dass die Feuchtigkeit besser an die Samen gelangt

  Krankheiten und Schädlinge

Schädlinge an Ibicella lutea treten eigentlich nur selten auf. Weiße Fliegen sollen, obwohl sie mit zur Hauptbeute von Ibicella lutea zählen, die Pflanze schädigen bzw. schwächen können, wenn sie im Übermaß auftreten (vgl. Jean-Jaques Labat: Fleischfressende Pflanzen; S. 42). Dann dürften entsprechende chemische Mittel helfen.

Literatur

Peter D´Amato: The Savage Garden; Berkeley, Carlifornia, Verlag Ten Speed Press, 1998; ISBN 0-89815-915-6
Guido Braem: Fleischfressende Pflanzen; München, Augustus Verlag, 2002; ISBN 3-8043-7249-X
Thomas Carow, Ruedi Fürst: Fleischfressende Pflanzen: Artenübersicht - Kultur - Vermehrung; Nüdlingen, Verlag Thomas Carow, 2000; ISBN 3-9801839-1-2
Jean-Jaques Labat: Fleischfressende Pflanzen; Stuttgart, Eugen Ulmer GmbH & Co., 2003: ISBN 3-8001-3582-5

Letzte Änderung: 2006-02-08 21:55:39


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