Einführung

Datenbank
  Systematik
  Gattungen
  Arten
  Abfrage-Formular
  Bilder-Galerie

Hilfe

Info

Datenbank
Species: Cephalotus follicularis La Billardiere, {1806}

Datenblatt

Systematik

Beschreibung

Cephalotus follicularis - der Zwergkrug:

Geschichtliches:
Der Zwergkrug wurde 1791 während einer Expedition von dem Botaniker Archibald Menzies entdeckt. 1806 erhielt die Pflanze im Zusammenhang mit der Erstbeschreibung durch Labillardiere (=Jacques Julien Houtton de la Billardiére) ihren botanischen Namen. Labillardiere verwendete Aufgrund des Blütenaufbaus griechischen Begriff "kefalotus" für den Gattungsnamen. Follicularis stammt von "follicus" und bedeutet "Säckchen" und spielt damit auf die Krüge an. 1806 wurden auch die ersten Pflanzen in Kultur eingeführt. Der Zwergkrug wird im Englischen als "Albany Pitcher Plant" oder als "Western Australian Pitcher Plant" bezeichnet.
Es handelt sich beim Zwergkrug um eine monotypische Gattung, d.h. die Gattung "Cephalotus" besitzt nur die Art "follicularis". Diese Gattung ist weder mit den Schlauchpflanzen (Sarracenia) noch mit den Kannenpflanzen (Nepenthes) direkt verwandt - sie hat sich also schon vor Millionen von Jahren entwicklungsgeschichtlich getrennt weiterentwickelt.

Verbreitungsgebiet von Cephalotus follicularis
Verbreitungsgebiet von Cephalotus follicularis
Heimat / Standort:
Zu finden ist der Zwergkrug nur in den Küstengebieten des Süd-Südwestens Australiens (400 km langer und 50 km breiter Küstenstreifen zwischen Albany und Busselton) mit mediterranem Klima. Es zeichnet sich durch kühle, feuchte Winter (Temperaturen zwischen 10 und 20°C, Niederschläge bei 90-120 mm) und warme, trockene Sommer (Temperaturen zwischen 15 und 25°C, Niederschläge bei 25-60 mm) aus.
An feuchtnassen Standorten (Landzungen, Gräben, Flussniederungen, die ab und zu trockener werden, aber nie ganz austrocknen) oft mit leichter Schattierung (hohe Gräser oder kleineres Buschwerk) und sehr sandigem Torf (pH-Wert um 4,5) hat sich in diesem Gebiet der Zwergkrug niedergelassen. Oft sind dann regelrechte Pflanzenkolonien zu finden. Oft ist die Pflanze regelrecht in Moospolster "eingebettet". An einigen Stellen leistet Drosera hamiltonii und Drosera pulchella Gesellschaft.
Cephalotus follicularis steht unter Naturschutz.

Die Pflanze:
Cephalotus follicularis - eine mehrjährige Pflanze - bildet 2 unterschiedliche Blätter: Im Sommer und Herbst die kleinen (meist 3 cm grossen - bis 5 cm grosse) Krüge und ab Ende Herbst/Anfang Winter und im Frühjahr die "normalen" Blätter.
Die Krüge werden am Ende vom Blattstiel gebildet und beginnen als kleine, haarige Kugeln. Nachdem der Krug ausgebildet wurde öffnet sich der Deckel und ist fangbereit (Verdauungsflüssigkeit schon im Krug). Er liegt leicht schräg nach hinten auf dem Untergrund auf. Der Krug ist im Aufbau den Fallen der Kannenpflanze ähnlich, denn er besitzt ein Peristom mit 24 Zähnen. Die Zähne sind zwischen 2 und 4 mm lang. Die Beute wird mittels Nektar am Peristom angelockt und wagt sich aufgrund des hellen Innenraums (Deckelchen mit lichtdurchlässigen Fenstern) zu tief in die Falle. Die benetzende Verdauungsflüssigkeit enthält eigene Enzyme (Esterasen, Phosphatasen, Proteasen) die die Nährstoffe aufschliessen. Die Nährstoffe werden dann hauptsächlich zur Blüten- und Samenbildung eingesetzt. Hauptsächlich fallen Ameisen dem Hunger der Pflanze zum Opfer. Ab und zu trifft es auch andere Krabbelinsekten die zufällig in die - oft im Substrat eingebetteten - Fallen fallen. Nur selten sind Fluginsekten die Opfer von Cephalotus. Oberhalb der Verdauungsflüssigkeit besitzt der Krug eine glatte Zone, die ein herauskrabbeln verhindern soll. Zur Sicherheit kommt dann noch ein Kragenrand kurz vor dem Peristom. Die Krüge färben sich im Sommer bei viel Licht auch rot bis dunkelviolett. Der Krug besitzt 3 behaarte Flügelleisten. Der Deckel ist mit lichtdurchlässigen Fenstern besetzt und behaart. Er senkt sich bei zu heissem und trockenem Wetter um einer Verdunstung der Verdauungsflüssigkeit entgegenzuwirken.
Die etwa 4-6 cm grossen, grünen, ovalen "Laubblätter" werden auf Grund einer verkürzten Photoperiode (das heisst die Pflanze erhält pro Tag weniger Stunden Licht) produziert und dienen daher natürlich auch hauptsächlich der Photosynthese. Diese Winter-Blätter eignen sich ideal zur Stecklingsvermehrung.
Das Wurzelsystem des Zwergkrugs beginnt mit einer dicken senkrecht verlaufenden Hauptwurzel. Daraus entwickelt sich dann ein stark verzweigtes (ca. 15 cm tiefes) Wurzelsystem. Je besser sich dieses ausbreiten kann, desto mehr Krüge werden produziert.
Die weisse Blüte (5-8 mm Durchmesser) erscheint zum Sommeranfang (Blütezeit: Januar - Februar) und sitzt auf einem bis zu 60 cm langen Blütenstängel. Es sind oft 4 oder 5 Blüten gleichzeitig geöffnet. Die Blüte besitzt 6 Petalen (Blütenblätter) und zeigt einen radiärsymmetrischen, 4-zyklischen Aufbau. 12 Staubgefässe (Stamen) und 6 Narben befinden sich in der Blüte. Die Pflanze kann man mit selbst bestäuben, wobei manchmal die Pflanze auch selbststeril zu sein scheint. Cephalotus follicularis bildet pro Blüte 6-10 Samen mit einer Grösse von 0,8 mm Länge und 0,4 mm Durchmesser.
Varietäten: Mit besonders grossen Krügen (6-8 cm) ist noch eine Varietät namens "Gigant" im Handel erhältlich. Von dieser Varietät sind 2 Ursprungserzeuger bekannt: John Hummer, USA mit "Hummers Gigant" und Harold Weiner, Deutschland mit "true gigant", die sich in kleinen Punkten unterscheiden. Beide Varietäten sind wohl reine Kulturvarietäten, da am Naturstandort bisher keine Pflanze mit solch grossen Krügen gesichtet wurde.

Kultur:
Die Pflanze wächst sehr langsam und ist nicht ganz einfach zu halten. (keine Anfängerpflanze! Auch Profis beklagen sich immer wieder über den plötzlichen Verlust eines Pflänzchens). Sowohl im Topf als auch im Terrarium ist die Haltung von Cephalotus (auch auf der Fensterbank) erfolgreich. Wichtig ist, dass Cephalotus es hasst umgetopft zu werden - daher gleich einen Topf mit einer Nummer grösser verwenden. Falls ein Umtopfen notwendig wird (bei der Pflanzenheranzucht oder um das Substrat nach 4-5 Jahren zu erneuern) empfiehlt sich das Frühjahr. Für eine erwachsene Pflanze sollte man einen Topf mit mindestens 15 cm Tiefe - besser 20 cm verwenden. (Je grösser der Topf ist desto besser scheint das Wachstum zu sein.) In der Natur ist der Boden sehr sandig - dies ist bei der Substratmischung zu beachten. Daher habe ich bei meiner Pflanze 2/3 Torf und 1/3 Quarzsand gemischt. Anstelle des Torfs wird auch manchmal getrocknetes Sphagnum verwendet. Ebenso wird manchmal statt Quarzsand feines Perlite eingesetzt. Auf jeden Fall sollte das Substrat sehr locker und luftig sein. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit (ca. 60-75 % im Sommer und 50-60 % im Winter) und ein ständig feuchter Boden sind ein muss bei der Kultur von Cephalotus. Der Boden darf also nie austrocknen bzw. dauernass sein (also kein permanentes Anstauverfahren). Das Wasser (sauberes Regenwasser oder destilliertes Wasser) sollte Raumtemperatur haben. Die Pflanze mag viel Licht - ein Platz am Südfenster empfiehlt sich daher. Eine Zusatzbeleuchtung im Winter wird evtl. erforderlich. Bei sehr viel Licht färben sich die Krüge schön aus - bleiben aber etwas kleiner. Temperaturen: Zu grosse Sommerhitze (über 35°C) ist ebenso schädlich wie eine fehlende Winterruhe bei 10-15°C. Im Sommer sind 20-25°C zu empfehlen - eine Nachtabsenkung im Sommer von ca. 5°C ist ebenfalls zu empfehlen. Die Pflanze übersteht auch kühlere Nächte - mag sie aber nicht besonders. Richtigen Frost mag Cephalotus gar nicht. Da in der Küstenregion oft ein Wind weht mag Cephalotus nicht unbedingt stehende Luft mit hoher Luftfeuchtigkeit - im Sommer also Fenster kippen oder die Pflanze nach draussen stellen. Ein Düngen der Pflanzen hat oft ein absterben der Pflanze zur Folge.

Vermehrung:
Am einfachsten über Blattstecklinge mit den Winterblättern. (Funktioniert auch mit den Krügen, jedoch werden diese aus verständlichen Gründen ungern genommen.) Diese bricht man mit möglichst viel weisser Blattbasis ab. Das Blatt wird nun mit dem unteren Teil (der an der Pflanze befestigt war) leicht schräg (etwa im 40° Winkel) in das Substrat gesteckt. Etwa 1/3 sollte "unter der Erde" befinden. Hohe Luftfeuchtigkeit, viel Licht (keine direkte Sonne) und eine Temperatur um 20°C sind wichtig. Nun dauert es 1-2 Monate, bis neue Pflänzchen entstehen. Bis die Pflanze das erste mal blüht vergehen schnell 3-4 Jahre.
Ebenso möglich sind Wurzelstecklinge (knapp unter der Substratoberfläche vergraben) oder eine Teilung von mehrtriebigen Pflanzen. Samen werden meist selten gebildet und haben eine schlechte Keimrate (je frischer die Samen desto besser). Zur Aussaat wird sehr viel Licht und eine warme Umgebung (um 25°C) benötigt. Auch dauert es sehr lange, bis die Samen keimen.

Krankheiten:
Schädlinge sind sehr selten. Meist sind es dann Blattläuse. Hier helfen Mittel wie z.B. das Neudorff Spruzid flüssig problemlos. Es treten auch vereinzelt Schildläuse auf. Schlimmer sind Pilzkrankheiten, da sie die Pflanze oft sehr schnell töten. Ursache ist meist zu wenig Licht oder stehende Luft.

Weitere wichtige Tipps:
- Nie Wasser in die Krüge: Sie müssen nicht mit Wasser gefüllt werden. Auch beim Giessen aufpassen. Dies kann ein Absterben der betroffenen Krüge zur Folge haben.
- Die Wachstumshilfe "Milchdünger" ist nicht geeignet - im Normalfall sterben die Krüge dann ab.
- Im Winter nicht vergessen: Kühl und weniger Stunden an Licht.

Infoquellen:
Literatur:
Pflanzenbeschreibung: Allen Lowrie (1998), Carnivorous plants of Australia Volume III (Seite 128 ff)
Pflanzebeschreibung und Kultur: Adrian Slack (1985 / 2000), Karnivoren / Carnivorous Plants
Pflanzebeschreibung und Kultur: Pflanzebeschreibung und ausführliche Kulturbeschreibung: Peter D'Amato (1998), The savage garden

Barthlott/Porembski/Seine/Theisen: Karnivoren -Biologie und Kultur, Ulmer Verlag, 2004


Letzte Änderung: 2013-04-15 21:37:27



Weiter Abfrage-Formular
Zurück Gattungen
  druckfreundliche Version
     Cephalotus follicularis
ROS-OXA-CEP-CEP-CEP-CEP

Fangorgan
Fangorgan


10 weitere Fotos

Gattung wechseln:

  
 


www.FleischfressendePflanzen.de - Die Karnivoren-Datenbank.
© 2001-2021 Georg Stach, Lars Timmann. Beachten Sie unsere Hinweise zum Copyright.