Geschichtliches
Genlisea hispidula wurde 1904 von dem österreichischen Botaniker Otto Stapf (geb. 23. März 1857 in Perneck bei Bad Ischl; gest. 3. August 1933 in Innsbruck) beschrieben.
Genlisea stapfii wurde nach ihm benannt. "hispidula" bedeutet kurzsteifhaarig und bezieht sich auf die kurzen Haare auf der Blüte.
Systematik
Die Art steht innerhalb der Gattung
Genlisea in der Sektion Genlisea. Derzeit enthält diese Sektion 12 Arten wie z. B. auch
Genlisea subglabra und
Genlisea stapfii. Viele der tropischen afrikanischen Genliseen sind auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden, es sind vor allem Behaarungsmerkmale, die die einzelnen Arten charakterisieren.
Naturstandort
Genlisea hispidula kommt im tropischen Afrika in Ländern wie Kamerun, Kenia, Malawi, Mosambik, Nigeria, Sambia, Südafrika, Tansania und Zimbabwe vor. Die Art wächst in meist moorigen Gegenden, teilweise auf so genannten Inselbergen. Das sind sehr felsige meist hügelartige Erhebungen - ein Beispiel ist der Zuckerhut in Rio de Janeiro - die nur sehr wenig Substrat besitzen, in der Trockenzeit schnell austrockenen und sich sehr schnell erwärmen. Zusammengefasst läßt sich also sagen, dass Inselberge Extremstandorte darstellen, die nur von Spezialisten besiedelt werden können. An Begleitvegetationfindet man diverse
Cyperaceae wie z. B.
Afrotrileps pilosa, weiterhin Arten wie
Xyris straminea und
Eriocaulon pulchellum sowie an Karnivoren
Drosera indica,
Utricularia pubescens und
Genlisea barthlottii.
Beschreibung
Es handelt sich um eine terrestrische bis subaquatische rosettenbildende Pflanze. Die Blätter sind spatelförmig und werden etwa 1,5 - 3 cm lang und 0,5 bis 1 cm breit. Sie sind meist dunkelgrün gefärbt. Die Pflanzen bildet unterirdisch, wie alle Genliseen, keine Wurzeln, sondern seltsame, weiße, bis 10 cm lange Röhren aus. Da sie keine echten Wurzeln, aber auch keine Blätter darstellen, werden sie von vielen Autoren und Experten Rhizoide, also "Wurzelähnliche" oder "Wurzelartige" genannt. Andere Autoren bezeichnen sie als Rhizophylle, das bedeutet soviel wie "Wurzelblätter". Diese wachsen nach unten, bilden in einem Abschnitt eine Verdickung, die als eine Art Magen angesehen wird und verzweigen sich schließlich in 2 Arme, die spiralig gewunden sind und kleine Öffnungen haben. Nach
Barthlott et al. (1998) sollen Genliseen durch einen Lockstoff kleine Einzeller anlocken, diese bewegen sich schließlich in die Röhre, wo sie durch eine ausgeklügelte Anordnung von Reusenhaaren gezwungen werden, sich weiter nach oben in den Magen zu bewegen. Der Fangmechanismus ist dennoch bis jetzt noch nicht ganz enträtselt. Der Blütenstand ist unbehaart, wird etwa 10 bis zu 30 cm hoch und trägt mehrere Blüten. Die Blüten sind hellrosa bis lila gefärbt und können etwa 1 cm groß werden. Die Pflanze ist selbstbestäubend.
Kultur
Ich kultiviere
Genlisea hispidula in 7-9 cm Plastiktöpfen in einem 60x40x45 cm Terrarium. Als Substrat verwende ich eine Mischung aus etwa 70 % Torf mit Zusatz von Perlite, Quarzsand und Vermiculite. Der Topf steht in einem kleinen Untersetzer, die Pflanze wird immer feucht bis nass gehalten. Gelegentlich erhöhe ich den Wasserstand bis etwa zur Hälfte der Topfhöhe, danach warte ich mit den nächsten Gießen solange, bis im Untersetzer kein Wasser mehr steht. Die Pflanze wächst gut, wenn sie leicht von anderen Pflanzen schattiert wird. Eine Kultur unter Kunstlicht - ich verwende im Winter T5-Leuchtstoffröhren der Lichtfarben 840 und 865 - ist gut möglich. Die Temperaturen betragen etwa 20 - 35°C im Sommer tagsüber, 10 - 20°C nachts. Die Pflanze mag es warm. An warmen Tagen im Sommer steht das Terrarium auf dem Balkon. Im Winter unter Kunstlicht betragen die Temperaturen etwa 25°C tagsüber und 18 - 22°C nachts. In der Natur kann diese Art während einer Trockenperiode absterben und kommt dann durch Samen wieder nach, in Kultur kann man sie dauerhaft feucht bis nass halten, die Pflanze lebt über viele Jahre.
Vermehrung
Genlisea hispidula lässt sich sehr gut über Blattstecklinge vermehren. Diese werden abgerissen und mit der Basis in sehr nassen Torf gesteckt. Von der Blattbasis ausgehend bilden sich binnen weniger Wochen Jungpflanzen. Auch die Aussaat ist sehr gut möglich, dabei sollten die Samen möglichst frisch sein. Man sät sie bei warmen Temperaturen auf eine Torf-Quarzsand-Mischung. Sie keimen bei viel Wärme und Feuchtigkeit recht schnell.
Verwendete und weiterführende Literatur
Carow & Fürst: Fleischfressende Pflanzen ISBN 3-9801 839-1-2
Barthlott et al.: Karnivoren (2004) Ulmer Verlag ISBN:3-8001-4144-2
Barthlott et al.: First protozoa-trapping plant found. Nature 392, 447 (1998)
WikipediaLetzte Änderung: 2013-03-14 18:28:39