Geschichtliches und Name
Genlisea aurea wurde 1833 von dem französischen Botaniker Augustin François César Prouvençal de Saint-Hilaire (geb. 4.10.1779 in Orléans; gest. 30.09.1853 ebenda) in
Voyage dans le district des diamams et sur le littoral du Brésil Vol. 2 beschrieben. Er hat während 5 Expeditionen in Brasilien und Uruguay von 1816-1822 auch die Gattung Genlisea entdeckt, dabei wurde
Genlisea aurea als erste Art der Gattung beschrieben und stellt so die Typusart dar. Der Artname "aurea" bedeutet goldgelb und bezieht sich auf die Blütenfarbe.
Systematik
Die Art steht innerhalb der Gattung
Genlisea in der Untergattung Genlisea, Sektion Genlisea. Derzeit enthält diese Sektion 12 Arten wie z. B. auch
Genlisea filiformis und
Genlisea repens. Die Arten dieser Sektion zeichnen sich durch ihre gelben Blüten aus, die Ausnahmen sind
Genlisea glabra (blaßlila bis weiß/cremefarben) sowie
Genlisea guianensis und
Genlisea sanariapoana (violett). Von anderen gelbblüten Genliseen läßt sich
Genlisea aurea durch die drüsige Behaarung des Blütenstandes sowie die großen, mit durchsichtigem Schleim bedeckten, dicht beblätterten Rosetten leicht unterscheiden.
Von Saint-Hilaire wurde eine weitere Art namens
Genlisea minor beschrieben, jedoch äußerte er sich in der Erstbeschreibung dieser Art dahingehend, dass es sich dabei womöglich nur um eine Varietät von
Genlisea aurea handeln könnte. Er vermutete, daß die Unterschiede zwischen beiden Arten sich durch unterschiedliche Höhenlagen am Naturstanort erklären lassen könnten. Von Peter Taylor wurde diese Art schließlich als Synonym zu
G. aurea gestellt. In seiner Monografie der Gattung Genlisea (2012) wurde diese Pflanze schließlich von Andreas Fleischmann als
Genlisea aurea var. minor neu kombiniert. Die andere Form dieser Art wird nun als
Genlisea aurea var. aurea bezeichnet.
Die Unterschiede zwischen den beiden Varietäten liegen nicht in der Größe der Pflanzen. Vielmehr ist
Genlisea aurea var. minor etwas graziler, die Blütenstiele sind dünner und länger, der Sporn der Blüte ist viel länger. Bei
Genlisea aurea var. aurea ist der Blütenstand dicker, oft sukkulent, die Blüten sind mehr an der Spitze des Blütenstandes gehäuft und die Blütenstiele (das sind die Stiele der einzelnen Blüte) kürzer. Auch die Blätter zeigen Unterschiede und sind bei
var. minor breit spatelförmig bis verkehrteiförmig oder keilförmig, bei
var. aurea schmal spatelförmig bis verkehrteiförmig.
Naturstandort
Genlisea aurea kommt ausschließlich in Brasilien vor, hauptsächlich im südöstlichen Bereich bis Zentral- und Nordostbrasilien. Von allen Arten der Gattung dringt diese am weitesten nach Süden vor (bis etwa 26 Grad südlicher Länge). Die Art wächst in so genannter
campos rupestre-Vegetation, das bedeutet übersetzt soviel wie "felsiges Land". Es handelt sich dabei um felsige Savannen zumeist in Höhen über 800 m. Hier kommt
Genlisea aurea nur an dauerfeuchten bis saisonal leicht überschwemmten Plätzen vor, meist in torfigen Substraten aber auch in
Sphagnumpolstern und in sauren Böden über Gestein. Dabei kommt diese Art in Höhenlagen zwischen 350 und etwa 2550 m vor, wo es sehr kalt werden kann..
Beschreibung
Es handelt sich um eine terrestrische bis subaquatische rosettenbildende Pflanze, die Art ist mehrjährig. Die Blätter (mit Stiel) sind schmal spatelförmig bis keilförmig und werden etwa 0,5 - 2 cm lang (bis 7 cm v. a. in überschwemmtem Zustand). Die Blattfläche (ohne Stiel) wird 0,4 - 1,7 (4) cm lang und 0,5 bis 4,5 mm breit. Das Blatt bzw. die gesamte Rosette ist üblicherweise mit großen Mengen an zähem Schleim bedeckt, den die Pflanze an der Blattoberfläche produziert und der sich auch in Wasser nicht löst. Dieses Phänomen ist nur von dieser Art und der verwandten
Genlisea tuberosa bekannt. Es wird vermutet, daß diese Schleimschicht einen Schutz vor Algenwachstum bewirkt.
Die Pflanzen bildet unterirdisch, wie alle Genliseen, keine Wurzeln, sondern weiße, bis 15 cm lange Röhren aus, die die Fallen darstellen. Hiervon werden 2 verschiedene Typen produziert: Einmal oberflächennahe Fallen, die etwa 3 - 10 cm lang werden sowie eine zweite Form, die bis 15 cm lang wird. Die unterschiedlichen Fallentypen unterscheiden sich nicht nur in der Länge, sondern die oberflächennahen Fallen haben auch einen größeren Durchmesser und der spiralförmig gewundene untere Teil der Falle ist etwas kürzer. Dagegen sind die so genannten "deep-soil traps" generell zierlicher und fragiler, der spiralförmige Teil der Falle ist etwas länger.
Der Blütenstand ist dicht mit drüsigen Haaren bedeckt, wird etwa (9)12-30(40) cm hoch und trägt (1)3-6(18) Blüten. Die Blüten sind goldgelb gefärbt und können etwa 2,5 cm groß werden.
Kultur
Ich habe derzeit nur
Genlisea aurea var. minor in Kultur, da diese einfacher zu kultivieren ist, insbesondere toleriert sie auch höhere Temperaturen. Die Pflanzen stehen in einem 60 x 40 cm Terrarium, das im Sommer auf dem sonnigen Balkon steht, im Winter werden die Pflanzen im Zimmer mit 2 T 5 Leuchtstoffröhren beleuchtet. Bei einem vollsonnigen Standort wäre eine leichte Schattierung zu empfehlen, um Überhitzung zu vermeiden. Die Temperaturen sind im Sommer zwischen 10°C nachts und 35°C am Tag, im Winter um etwa 15 - 22°C nachts und 20 - 25°C am Tag. Je nach Größe der Pflanzen halte ich sie in Plastiktöpfen zwischen 5 und 7 cm, größere Formen dieser Art sollten in entsprechend größere Töpfe gesetzt werden. Das Substrat ist eine Mischung aus etwa 80 % Torf und 20 % Quarzsand (Körnung etwa 1-2 mm). Die Pflanzen werden mit Osmosewasser bewässert (Regenwasser wäre auch gut geeignet), der Wasserstand ist etwa auf Höhe des Topfrandes, eine leichte Überschwemmung ist auch möglich.
Genlisea aurea var. aurea ist im Prinzip genauso zu kultivieren, aber da diese oft aus Hochlandstandorten stammt, verlangt sie eher kühlere Temperaturen (maximal 25, selten bis 30°C am Tag, nachts ist eine Absenkung auf 10-15°C zu empfehlen).
Vermehrung
Genlisea aurea lässt sich sehr gut über Blattstecklinge vermehren. Diese werden abgerissen und mit der Basis in sehr nassen Torf oder ein Torf-Sand-Gemisch gesteckt. Von der Blattbasis ausgehend bilden sich binnen weniger Wochen Jungpflanzen. Mit der Vermehrung durch Aussaat habe ich bisher keine Erfahrung.
Verwendete und weiterführende Literatur
Barthlott et al.: Karnivoren (2004) Ulmer Verlag ISBN: 3-8001-4144-2
Andreas Fleischmann: Monograph of the Genus Genlisea ISBN: 978-1 908787-00-2(2012)
Fernando Rivadavia: Genlisea aurea
St.Hil. in: Carnivorous Plants Newsletter Vol. 31 2/2002
Genlisea aurea bei Wikipedia
Saint-Hilaire bei Wikipedia
Letzte Änderung: 2013-03-14 18:06:19