Die einzige Art dieser Gattung ist
Darlingtonia californica.
Darlingtonia californica, zu deutsch auch
Kobralilie,
Draculapflanze oder
Kobrapflanze genannt,
ist eine der anmutigsten Karnivoren überhaupt. Die gehobenen Köpfe mit den schlangenartig nach
unten gerichteten Zungen erinnern sofort an die Kobra, welche aus diesem Grund namensgebend für diese
Pflanze ist. Auch wenn die Kultur nicht immer ganz einfach ist, lohnenswert ist sie bei
der Schönheit dieser Pflanze allemal.
Historisches
1841 entdeckte der Botaniker J. D. Brackenridge
Darlingtonia californica am Mount Shasta. 1853 wurde die
sie als einzige Art der Gattung
Darlingtonia von John Torrey beschrieben.
Systematik
Die Gattung Darlingtonia ist monotypisch,
Darlingtonia californica ist also die einzige hier einzuordnende Art.
Der Name 'Darlingtonia' wurde ihr vom Beschreiber Torrey gegeben, der sie nach einem Freund benannte.
Durch den Heimatstandort Kalifornien entstand
californica.
|
Verbreitungsgebiet Darlingtonia |
Naturstandort
Darlingtonia californica wächst in Kalifornien und Oregon in Gebieten nahe der Grenze zwischen den beiden Staaten.
Dabei gibt es sowohl Stämme von
Darlingtonia californica, welche die Küstengebiete bevorzugen, als auch Gebirgsstämme, die
wesentlich härtere Bedingungen aushalten. Der Mount Shasta in Nordkalifornien ist hierbei mit 4317 Metern Höhe
eines der Hauptverbreitungsgebiete von
Darlingtonia californica.
Im Gebirge wachsende
Darlingtonia californica sind den ganzen Winter über mit Schnee bedeckt und somit frostverträglich,
während
Darlingtonia californica an der Westküste selten Frost aushalten muss.
Darlingtonia californica wächst an felsigen, mit kühlem Wasser
durchspülten Standorten mit sehr nährstoffarmen Böden. Kolonien von
Darlingtonia californica sind meistens in Begleitung
mit Sphagnum zu finden.
Die Pflanze
Allgemeines:
Darlingtonia californica ist eine terrestrisch wachsende, rhizombildende Karnivore. Ihre Schläuche wachsen bei Jungpflanzen
am Boden anliegend mit aufrechtem Kopf, bei älteren Pflanzen stehen die Schläuche dann komplett aufrecht. Dabei drehen
sie sich so, dass die Zunge immer nach außen zeigt, wodurch mehr Insekten angelockt werden.
Die sehr hellen, verzweigten Wurzeln sind recht stabil und können die Pflanze fest im Boden verankern. Die Pflanzen
erreichen mit etwa 6-8 Jahren ihre maximale Größe von bis zu 70 Zentimetern ('Giant'-Form), wobei Pflanzen aus Samen
wesentlich langsamer heranwachsen als Ableger.
|
Fangapparat Darlingtonia |
Falle:
Aufbau:Die Gattung besitzt passive Grubenfallen, mit denen sie auch große Insekten und sogar Kleintiere wie Frösche fangen kann. Der Fallenapparat besteht aus
einem langen Schlauch, an dessen Ende sich eine bauchige, waagerecht gestreckte Höhlung befindet. Diese Höhlung ist nach unten hin
mit einem kleinen Loch geöffnet. An diesem kleinen Loch wächst nach unten hin eine zweigespaltene Zunge heraus. Des Weiteren befindet sich an der Öffnung ein
nach innen gewölbter Kragen. An der Oberseite des bauchigen Endes befinden sich durchsichtige Fenster. Das untere Schlauchende ist
zudem mit abwärts gerichteten Haaren ausgestattet.
Fangmechanismus:
Die Beute wird von dem vielen Nektar, welcher von überall am Schlauch sitzenden Drüsen
produziert wird, angelockt. Besonders viele Nektardrüsen sitzen hierbei an der Flügelleiste und an
der Zunge. Durch die Flügelleiste werden am Boden kriechende Insekten wie Ameisen zur Schlauchöffnung geführt,
die rot ausgefärbte Zunge dient als Anflugstelle für fliegende Insekten, die auf diesem Wege ebenfalls zur
Öffnung gelockt werden. Sind die Insekten im Inneren der Wölbung angelangt, finden sie dort auf dem Boden noch mehr Nektar
vor. Zudem sind über ihnen nun die durchsichtigen Fenster, die offenen Fluchtweg vortäuschen. Den Weg aus der Öffnung zurück
finden die Insekten nicht mehr, da ein nach innen gewölbter Kragen den Weg hinaus versperrt. Bei dem Versuch, nach oben aus der
Falle herauszufliegen, stoßen die Insekten immer wieder gegen die Falleninnenseite und fallen früher oder später in den hinteren
Teil, den abwärts führenden Schlauch. Aus diesem gibt es nun kein Entkommen mehr, da die Wände rutschig sind und zudem abwärts gerichtete
Haare den Weg nach oben versperren. Die Insekten ertrinken nun im Wasser, welches sich unten im Schlauch befindet. Zersetzt werden
sie dann nicht von Enzymen, wie es bei Karnivoren üblich ist, sondern von Bakterien und Mikroorganismen im Wasser.
Die Pflanze nimmt dann die entstehende Nährflüssigkeit auf.
|
Darlingtonia Blüte |
Blüte:
Die Blüten von
Darlingtonia californica sind ähnlich kompliziert gebaut wie die Blüten der Gattung
Sarracenia.
Sie werden im Frühjahr nach der Wachstumspause im Winter gebildet. Die hohen Stiele sind am obersten Ende nach
unten gebogen und tragen jeweils eine Blüte. Diese besitzt fünf hellgrüne, ca. drei Zentimeter lange, lanzettförmige
Kelchblätter, die schräg nach unten hängen. Die fünf roten Kronblätter sitzen dicht zusammen
und bilden einen eiförmigen Schutz, in dem sich Fruchtknoten, Staubbeutel, Stempel und Narbe befinden. Am untersten Ende
sind die Kronblätter allerdings ein wenig nach außen gebogen, damit Insekten von außerhalb zum Bestäuben eindringen können.
Mit diesem Blütenaufbau verhindert die Pflanze, dass der eigene Pollen zur Bestäubung verwendet wird. Erst kurz vorm Vertrocknen der Kronblätter
öffnen sich diese und geben das Innere der Blüte und damit auch den eigenen Pollen frei.
Kultur
Allgemeines:
Darlingtonia californica mag es an den Blättern gern halbschattig bis sonnig, an den Wurzeln
sollte es nicht allzu warm werden. Das heißt, der Topf, und nur der, sollte schattiert
werden. In wärmeren Gegenden ist es zusätzlich sinnvoll, Töpfe aus offenporigen Materialien
zu wühlen, da durch die Wasserverdunstung das Wurzelwerk gekühlt wird. Tontöpfe sind beispielsweise
sehr gut geeignet. An sehr heißen
Tagen kann man
Darlingtonia californica dann entweder in den Halbschatten verlagern oder mehrmals
am Tag das Substrat mit kühlem Wasser übergießen. Im Winter macht
Darlingtonia californica eine Ruhepause, in der die Temperatur 5-10°C betragen sollte. Fröste werden nur von gut eingewöhnten
Pflanzen toleriert. Im Frühjahr treiben die
Pflanzen dann gewöhnlich mit wesentlich größeren Schläuchen aus, im Sommer geht die Größe wieder etwas zurück.
Vermehrung:
Die Vermehrung ist auf mehrere Arten möglich. Als erstes ist hier die Vermehrung über
Ableger zu nennen, welche wohl die schnellste Möglichkeit ist. ältere Pflanzen bilden diese
Ableger unterirdisch an langen Ausläufern. Hat der Ausläufer eine gewisse Länge erreicht, bildet
sich eine Jungpflanze, welche recht schnell heranwächst. Sobald diese Jungpflanze eigene Wurzeln
gebildet hat, kann sie von der Mutterpflanze abgetrennt werden. In freier Natur dient diese Vermehrungsform
hauptsächlich der Erweiterung eines bereits vorhandenen Standortes.
Bei älteren, mehrtriebigen Pflanzen mit kräftigem Rhizom ist eine Teilung möglich. Hierbei trennt man
das Rhizom entweder einfach durch, oder man versucht, äußere Ableger mitsamt Wurzeln vom größeren Teil des
Rhizoms vorsichtig abzubekommen. Bruch- oder Schnittstellen können gegen Pilzbefall zum Beispiel mit
Kohlepulver geschützt werden.
Die Vermehrung über Samen ist bei
Darlingtonia californica sehr langwierig. Bis ein Sämling einmal ausgewachsen ist, kann es bis zu 10
Jahre dauern. Um viele Pflanzen zu bekommen, ist die generative Vermehrung jedoch immer noch an besten geeignet. Die Samen von
Darlingtonia californica sind mandelförmig, behaart und bis zu 3 Millimeter groß. Sie sollten
vorgequollen den Winter über kühl aufbewahrt werden. Im Frühjahr erfolgt die Aussaat in sphagnumhaltiges Substrat,
wobei die Samen sehr viel Licht zum Keimen benötigen. Nach etwa 5 Wochen sollten dann die ersten Samen keimen.
Krankheiten:
Läuse und andere oberirdische Schädlinge können zwar zu dem ein oder anderen verkrüppelten Schlauch führen, für eine
dauerhafte Schädigung sind die Schläuche aber viel zu robust und schnellwächsig. Trotzdem sollten Läuse abgesammelt werden,
chemische Spritzmittel sind aber absoluter unnötig!
Entscheidender sind dann schon die Wurzeln: Häufigste Ursache für
absterbende Pflanzen sind beschädigte Wurzeln. Dies hat nicht immer an Schädlingen zu liegen, sondern meistens
an zu hohen Substrattemperaturen.
Darlingtonia californica verträgt dies überhaupt nicht.
Tierische Wurzelschädlinge wie zum Beispiel Trauermückenlarven sind durch chemische Mittel wie Spruzid (im Gießwasser)
oder im Äußersten Notfall auch durch Umtopfen zu bekämpfen.
Quellen
Adrian Slack: Karnivoren, Ulmer 1985, Stuttgart
Peter D'Amato: The Savage Garden
Homepage von Martin Reiner
Darlingtonia-Beschreibung GFP
Letzte Änderung: 2006-02-08 17:35:29