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Datenbank
Species: Utricularia gibba Linnaeus, {1753}

Datenblatt

Systematik

Beschreibung

  Historisches

Utricularia gibba wurde bereits 1753 von Linnaeus (= Carl von LinnĂ©, begründer der modernen Systematik) beschrieben und war somit eine der ersten bekannten Arten der Gattung Utricularia. Zusätzlich zur Art wurden später noch die Subspecies exoleta und die Form natans beschrieben, über Sinn und Gültigkeit dieser Beschreibungen ist mir allerdings nichts bekannt.

  Systematik

Diese Art wird innerhalb der Gattung der Sektion Utricularia untergeordnet, die wiederum in der Untergattung Utricularia eingeordnet ist.

  Die Pflanze

Die Wuchsform dieser ausdauernden, meist aquatischen Pflanze ist je nach Gebiet und Wetterlage kriechend oder auch schwimmend. Die Gestalt der Sprosse ist den Umweltbedingungen entsprechend sehr Variabel, sie können dicke Formen mit kurzen Blattabständen ebenso annehmen wie sehr schmale mit langen Blattabständen, meistens verwachsen sie sich zu dicken Matten. Die Pflanze bildet bis zu 30 cm lange unterirdische Ausläufer, um sich im Boden zu verankern. Es werden keinerlei Speicher- oder sonstige Überdauerungsorgane ausgebildet. Die äußerst arm verzweigten Blätter sind meistens an der Basis zweigespalten und können sich unter Umständen im weiteren Blattverlauf noch mehrmals teilen, sodass sie insgesamt bis zu acht Spitzen tragen können. Dabei werden sie aber äußerst selten über 1,5 cm lang, das heißt, die Species ist sehr kleinwüchsig.
Die aktiven, gestielten Saugfallen dieser Art sind nur spärlich vorhanden und sehr klein, sie werden durch zwei reich verzweigte Anhängsel charakterisiert. An einem mehrmals verzweigten Blatt befindet sich meistens nur eine einzige etwa 0,5 bis 2,5 mm große Falle, selten auch zwei oder drei. Der geringen Fallengröße entsprechend gestaltet sich auch das Beutespektrum, es reicht von Protozoen (Einzeller) bis hin zu kleinen Arten von Wasserflöhen und anderen Krebstieren. In seltenen Fällen werden auch Insektenlarven (z.B. von Mücken) erbeutet, von denen aber nur die Körperteile verdaut werden können, die in die Falle geraten sind.
Die hübschen, gelben Blüten mit rotbraunen Nerven am Schlund sind meistens nur etwa 7 - 8 mm groß und werden von sehr dünnen, 1 bis 35 cm langen Infloreszenzen zu Portionen von 1 - 12 Stück getragen. Die Form der kleistogamen Blüten, die nur selten von Insekten angesteuert und bestäubt werden, unterscheidet sich nur gering von der der anderen Arten dieser Sektion, sie halten sich aber nur etwa 1 - 3 Tage, bevor sie ihren Zweck erfüllt haben und abfallen. Danach kommt es zur Ausbildung der rundlichen Samenkapseln, die lediglich ca. 5 - 20 abgeflachte, lichtkeimende Samen mit rundlicher Form und hellbrauner Färbung beinhalten. Trotz der geringen Blütezeit der einzelnen Blütenstände kann man bei gegebenen Bedingungen fast ununterbrochen die Blüten bewundern, da ständig sehr viele neue Blütenstiele nachgebildet werden.
Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Species erstreckt sich über ein riesiges Areal und stellt neben dem von Utricularia subulata das größte innerhalb der Gattung Utricularia dar. Es erstreckt sich über die gesamten Tropen und Subtropen Amerikas, Afrikas und Asiens und strahlt nordwärts bis nach Kanada, Spanien, Portugal, Israel, China und Japan sowie südwärts bis nach Argentinien, Südafrika, Australien und Neuseeland aus (Barthlott/Porembski/Seine/Theisen 2004). Am Naturstandort kommt Utricularia gibba oft zusammen mit anderen Arten der Gattung auf nährstoffarmen, leicht sauren Böden an schlammigen Stellen vor. Dort entwickelt sie oft eine halbaquatische Lebensweise, da sie sich nur nach Regenfällen unter Wasser befindet und die restliche Zeit direkt auf dem Schlamm kriechend wächst. Naturschutzmaßnahmen für diese Art sind mir nicht bekannt, jedoch erscheinen sie aufgrund des riesigen Verbreitungsgebietes auch kaum notwendig.

  Kultur

Die Kultur von Utricularia gibba gestaltet sich denkbar einfach. Bei Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit kann stark variiert werden, sodass man diese Pflanze im Terrarium genausogut unterbringen kann wie am Fensterbrett, im Freiland oder im Gewächshaus. Zur Unterbringung im Freiland möchte ich noch erwähnen, dass manche Kultivateure angeben, diese Art schon ungeschützt durch Winter mit starken Frösten gebracht zu haben, ich selbst bin gerade dabei, das auszuprobieren.
Als Kulturgefäß bieten sich neben einem richtigen Becken auch noch viele andere Dinge an, wie z.B. einfache Marmeladengläser oder Plastikschalen, die Größe spielt hier keine Rolle, da die Art wegen ihrer Kleinwüchsigkeit auch mit sehr kleinen Gefäßen auskommt. Bietet man trotzdem ein großes Gefäß, kann man einen schönen Effekt erzielen, da das komplette Gefäß schnell zugewuchert wird und man daraufhin über die ganze Fläche verteilt viele Blüten erhält.
Das Wasser kann genauso wie bei anderen aquatischen Utris zubereitet werden, indem man einfach Weißtorf am Grund des Kulturgefäßes verteilt und dieses dann mit Regenwasser oder destilliertem/entionisiertem Wasser auffüllt. Wenn sich dann nach einigen Tagen der Torf vollständig abgesetzt hat, könnte man Wasserflöhe als Futter und zusätzlich noch Begleitpflanzen einsetzen, was aber nicht notwendig ist. Ein regelmäßiger Besatz mit Futtertieren würde aber das Wachstum und somit auch die Blütenbildung fördern. Wer hässliche Algen vermeiden will, kann auch noch ein paar Schnecken einsetzen, dies ist aber wiederum keineswegs unbedingt notwendig. Zum Schluss kommt dann die Pflanze selbst ins Becken, wo sie sofort weiterwachsen müsste. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Wasserstand nicht mehr als 0,5 cm über die Oberfläche des Bodengrundes steigt, ansonsten fängt die Pflanze nämlich erst zu blühen an, wenn sie die gesamte zur Verfügung stehende Fläche überwuchert hat.
Die Vermehrung kann generativ erfolgen, was jedoch kaum notwendig ist, oder man nimmt sie vegetativ vor, indem man einfach aus den dichten Polstern Stücke herausschneidet und in eigene Gefäße setzt.
Meiner Meinung nach ist Utricularia gibba optimal für den Einstieg in die Kultur von Aquaten geeignet, da sie sich in Kultur sehr dankbar verhält und praktisch unverwüstlich ist. Hinzu kommt noch, dass sie zu den wenigen aquatischen Karnivoren gehört, die wirklich oft zu Tausch und Verkauf angeboten werden.

  Quellen

u.a.: Barthlott/Porembski/Seine/Theisen: "Karnivoren - Biologie und Kultur fleischfressender Pflanzen", Ulmer-Verlag 2004; Jean-Jaques Labat: "Fleischfressende Pflanzen - auswählen und Pflegen", Ulmer-Verlag 2003

Letzte Änderung: 2005-03-19 20:37:50


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