Die Gattung
Byblis ist mit fünf Species in Australien und Neu-Guinea vertreten. Eine weitere Art wird eventuell demnächst beschrieben.
Die aufrecht wachsenden, recht zerbrechlich wirkenden Karnivoren fangen mit Hilfe ihrer mit mit klebriger Flüssigkeit
besetzten Fangarme kleine Insekten. In der Sonne Australiens wachsen sie zu kleinen bis mittelgroßen Sträuchern heran.
Die Kultur in europäischem Klima ist nicht immer ganz einfach.
Historisches
Die Erstbeschreibung der Gattung erfolgte 1808 durch R. A. Salisbury mit
Byblis liniflora. 1839 und 1848 wurden zwei weitere Arten
beschrieben, wobei es dann bis Ende des 20. Jahrhunderts blieb. Die Karnivorie wurde um 1900 durch Versuche nachgewiesen, bis heute wurden aber im
Verdauungssaft weder Bakterien noch Enzyme gefunden. Erst kürzlich wurde ein Pilz im Tau von
Byblis nachgewiesen,
welcher für die Verdauung von Insekten geeignet zu sein scheint.
Der Name
Byblis stammt aus der griechischen Mythologie. Byblis war die Tochter von Apollos Sohn. Sie verliebte sich in ihren Bruder, doch der floh vor
ihr. Byblis weinte in ihrer Trauer unendlich viele glitzernde Tränen - ein Name also, der zu der über und über mit glitzernden Tautropfen
besetzten Pflanze sehr gut passt. Der deutsche Name
Regenbogenpflanze entstand durch die bunten Farbreflektionen, die man bei
Byblis im vollen Sonnenlicht sehen kann.
Systematik
1848 ordneten J.E. Planchon und G. Bentham
Byblis in die Familie der Pittosporaceae (Klebsamengewächse) ein. Etwa
ab 1860 wurde sie zu der Familie der Lentibulariaceae (Wasserschlauchgewächse) gezählt, zu der auch Pinguicula, Genlisea
und Utricularia gehören. Erst 1920 bekam
Byblis durch K. Domin eine eigene Familie, die Familie der Byblidaceae
(Regenbogengewächse).
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Verbreitungskarte Byblis |
Naturstandort
Byblis wächst im tropischen bis mediterranen Klima Nordaustraliens, Neu-Guineas und in einem kleinen Gebiet
rund um Perth in Westaustralien.
Die Pflanzen bevorzugen trockene, sandige Böden und wachsen an möglichst windgeschützten Stellen. Eine Ausnahme bildet
Byblis aquatica, sie steht meistens im Wasser und wächst aufliegend oder nur halb aufrecht an der Wasseroberfläche
entlang. Die kleineren aufrechten Arten wachsen des Öfteren an anderen Pflanzen oder Steinen hoch, um die Wuchsform zu stabilisieren
und sich vor dem Umfallen zu schützen.
Byblis gigantea wächst als mehrstämmiger Strauch auch alleinstehend.
Die Pflanze
Allgemeines:
Byblis ist eine terrestrische, meist aufrecht wachsende, strauchartige Pflanze. Die grünen, bei viel Sonne rötlichen
Fangarme wachsen rund um den Stamm in alle Richtungen schräg nach oben, wobei die meisten Arten nur einstämmig sind.
Die wenigen hellen Wurzeln wachsen nicht sehr tief und reißen leicht ab. Die gesamte Pflanze ist durch die leichten,
dünnen Pflanzenteile eher instabil, sie fällt bei starken Windstößen um und zerbricht bei grobem Umgang schnell.
Während die größte Art der Gattung,
Byblis gigantea, mehrere Jahre überdauert und zu bis zu einem Meter großen
Sträuchern heranwächst, bleibt
Byblis liniflora, die kleinste Species, ein bis zu 25 Zentimeter hoher Einzelstamm, der
nur eine Wachstumsperiode überdauert.
Falle:
Byblis ist eine passive Klebefalle, da das Fangsystem sich nicht bewegt, um Beute zu fangen oder zu verdauen. Zum Fang- und
Verdauungsapparat von
Byblis gehören zwei Arten von Drüsen: die gesamte Pflanze ist mit abstehenden Fangtentakeln
überzogen, welche am Kopf ein klebriges Sekret absondern. Sogar der Stamm und die Blütenstiele samt Kelchblättern sind
mit diesen Tentakeln besetzt. Außerdem besitzt
Byblis als einzige Karnivore Verdauungsdrüsen, die direkt am Stamm
und an den Fangarmen sitzen. Sie sind nebeneinander sitzend in längs verlaufende Rillen eingelassen und so klein, dass sie
nur mit dem Mikroskop sichtbar sind. Diese Drüsen sondern Verdauungssekrete ab, welche den Chitinpanzer des Insektes
zerstören können und anschließend die Nährstoffe aus dem Insekt nutzen.
Immer wieder wurde über die Karnivorie von
Byblis gestritten, da man in ihrem Verdauungssaft weder Enzyme noch Bakterien
fand, die einen Verdauungsprozess ermöglichen.
Hartmeyer wies erstmals durch Enzymtests nach, dass ein eventuell symbiotischer
Pilz für die Verdauung der Nährstoffe zuständig sein könnte. Eine endgültige Klärung steht noch aus.
Blüte:
Byblis bildet keine Blütenstiele aus, die Blüten wachsen direkt am Ende der Fangarme. Die Blüten der einzelnen Species
unterscheiden sich in der Farbe und Form der Blütenblätter und in der Größe, Anordnung und Anzahl der Staubgefäße und Stempel
so stark, dass hier nur ein allgemeiner Ãœberblick gegeben werden soll:
Byblis bildet schon als relativ junge Pflanze zahlreiche kleine Blüten, deren Farbe entweder weiß oder ein violetter
Farbton ist. Bis auf
Byblis liniflora sind die Blüten selbststeril. Wenn die Pflanze durch kleinere Insekten
bestäubt wird, bildet sie eine Fruchtkapsel mit bis zu 25 Samen aus. Die Pflanzen blühen während der Wachstumsperiode
durchgehend.
Kultur
Allgemeines:
Byblis wächst ganzjährig im tropischen Klima, das bedeutet eine hohe Luftfeuchtigkeit (über 60%), Temperaturen von 20 - 30°C,
und viel direktes Sonnenlicht. Die Pflanzen bevorzugen sehr sandhaltigen Boden und können im leichten Anstau bewässert werden.
Vermehrung:
Die Vermehrung über Samen ist sehr effektiv und im Gegensatz zu vielen anderen Karnivoren Gattungen nicht besonders langwierig: Schon
nach 2-3 Monaten haben die Sämlinge eine blühfähige Größe von etwa 8-10 Zentimetern erreicht. Teilweise ist die Keimung
der Samen nicht nur von genügend Licht abhängig, hier ist Näheres aus den einzelnen Artbeschreibungen zu entnehmen.
Byblis lässt
sich nicht über Blattstecklinge vermehren, auch Wurzelstecklinge sind bei den ohnehin schon empfindlichen Pflanzen nicht empfehlenswert.
Teilung verbietet sich von alleine, da alle Species einstämmig wachsen.
Krankheiten:
Byblis ist vor aufsitzenden Schädlinge wie Blatt-, Woll- und Schildläuse sehr gut geschützt, da die Tiere keine
Fläche finden, die nicht von Tentakeln besetzt ist. Empfindlich reagieren die Pflanzen allerdings auf Schädlinge, die die
Wurzeln angreifen, hier sind in erster Linie die Larven von Trauermücken zu nennen, welche im feuchten Substrat
leben und sich von Pflanzenteilen ernähren. Bei zu starkem Befall kann es vorkommen, dass die Pflanze einfach umkippt und abstirbt.
Weitere Ursachen für plötzliches Absterben sind diverse Pilze, die auf der Substratoberfläche oder unterirdisch wachsen.
Das beste Mittel, um die Pflanzen zu schützen, ist die Verwendung keimfreien Substrates (Substrat vor dem Eintopfen stark erhitzen
und wieder abkühlen lassen). Dadurch wird die Gefahr eines Pilzbefalls minimiert. Schädlinge wie Trauermückenlarven sind nur
durch konsequentes Umtopfen und Isolieren befallener Töpfe oder systemische Spritzmittel zu bekämpfen.
Byblis verträgt
hierbei sowohl flüssiges 'Spruzid' im Substrat, welches Larven abtötet, als auch Fungizide wie beispielsweise 'Saprol Pilzfrei'
Quellen
Peter D'Amato: The Savage Garden
Adrian Slack: Karnivoren, Ulmer 1985, Stuttgart
S. Hartmeyer: Taublatt 31, 2/1997, Einfache Enzymtests bei Karnivoren
Homepage von Martin Reiner
Byblis-Beschreibung von Andreas Fleischmann
Englischsprachige Homepage mit Verbreitungskarten
Französische Seite: Le Genre Byblis
Englischsprachige Datenbank von Rick Walker