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Gattung: Drosera Linnaeus, {1753}

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Systematik

Beschreibung

Geschichte:
Die zweitgrößte Gattung der fleischfressenden Pflanzen ist die Gattung Drosera, die mit über 160 Arten über den ganzen Globus verstreut zu finden ist. Die sehr weit verbreitete Drosera rotundifolia ist vermutlich die erste wissenschaftlich untersuchte fleischfressende Pflanze - sie wurde schon im 12. Jahrhundert von Mönche als Heilkraut unter dem Namen "herba sole" beschrieben. 1554 wurde Drosera schon in einem botanischen Werk abgebildet (allerdings unter der Rubrik "Moose"). 1753 wurde diese Pflanze und zugleich die gesamte Gattung durch Linneaus (= Carl von Linné) offiziell zum ersten Mal beschrieben. 1779 demonstriert A.W. Roth die Reaktionsfähigkeit der Haare. Das 1875 von Charles Darwin erschienene Buch Insectivorous Plants beschreibt anhand von Versuchen mit Drosera rotundifolia die Reaktionsfähigkeit der Blätter / Tentakeln auf verschiedene Reize. 1906 wurde die letzte Monographie zu dieser Gattung von L. Diels veröffentlicht. Noch heute sind einige Hustenpräparate auf dem Markt, die Drosera-Auszüge enthalten. Wobei leider nicht alle Pflanzen auch aus nachwachsenden Zuchten stammen.
Die wissenschaftliche Bezeichnung der Gattung "Drosera" kommt vom griechischen "Drosos" und bedeutet "Tau". Dies wurde auch in der deutschen Bezeichnung "Sonnentau" übernommen, da die Klebetropfen in der Sonne an die morgendlichen Tautropfen erinnern.

Systematik:
Botanisch gesehen werden die Pflanzen zur Familie Droseraceae (Sonnentaugewächse) eingeordnet. Interessanterweise gehören zu dieser Familie auch Aldrovanda und Dionaea.

Heimat / Standort:
Wie schon oben geschrieben sind die Pflanzen dieser Gattung über den ganzen Globus zu finden: Sowohl in Nordamerika (z.B. D. filiformis oder D. rotundiflia), in Südamerika (z.B. D. arenicola, D. hirtella), Europa (z.B. D. anglica oder D. rotundifolia), Afrika (z.B. D. aliciae, D. affinis, D. capensis, D. madagascariensis), Asien (z.B. D. anglica, D. burmannii, D. indica) und Australien/Neuseeland (z.B. D. arcturi, D. gigantea, D. pygmaea). Die Pflanzen findet man nur auf sauren, kalkfreien Böden (1 Ausnahme: Drosera linearis) an sehr hellen, sonnigen Stellen (auch hier Ausnahmen wie z.B. die "Queensland-Drosera").

Die Pflanzen:
Die Drosera sind wie die Pinguicula (Fettkräuter) meist rosettenbildende Pflanzen, die einen Durchmesser von 1 cm bis 70 cm erreichen. Kletternde Arten erreichen Höhen bis über 3 m sind jedoch viel filigraner gebaut. Die meisten Arten sind mehrjährig. Es gibt eine ganze Reihe winterharter Arten, sehr viele tropische, und außerdem solche, die zwiebelbildend sind. Auch gibt es welche, die sich über Brutschuppen vegetativ vermehren. Die Gruppen der Zwiebeldrosera und der brutschuppenbildenden Zwergdrosera sind auf Australien (+ 1 Ausnahme auf Neuseeland) beschränkt, und dort mit ca. 40 Arten vertreten (Zwiebeldrosera mit ca. 30 Arten). Ansonsten kann man auf allen Kontinenten der Erde Drosera in Mooren oder ähnlichen Feuchtgebieten finden. Leider ist die Vielfalt zu groß, um sie alle hier ausführlich zu erläutern. Die Drosera haben aber alle tentakelbesetzte Blätter, an deren Enden kleine, nach Nektar duftende und glänzende Leimtröpfchen sitzen. Diese Leimtröpfchen bestehen bei Drosera hauptsächlich aus einer (klebrigen) Zuckerlösung. Ein Insekt, das von diesen duftenden und nach Tau aussehenden Tröpfchen angelockt wird, bleibt an diesen kleben und berührt bei seinen Befreiungsversuchen immer mehr dieser Tröpfchen. Die Pflanze wiederum reagiert auf die Eiweiße und die Bewegungen der Beute und bewegt selbsttätig weitere Tentakeln zum Opfer hin. Zum Schluss wickelt sich das Blatt ganz um die Beute. Es handelt sich also um eine aktive Klebefalle. Am "faulsten" ist hierbei z.B. Drosera filiformis, die nur ihre Tentakeln zum Opfer bewegt (keine weitere Blattbewegung). Im Gegensatz dazu gibt es Drosera burmannii, bei der die äußeren Tentakeln innerhalb weniger Sekunden sich zum Opfer bewegen oder Drosera capensis, welche auch mit dem ganzen Blatt das Opfer kunstvoll "umwickelt". Die Nährstoffe des Insekts werden mit Hilfe von Verdauungsenzymen (Esterase, Peroxidase, Phosphatase und Protease) herausgelöst und absorbiert. Versuche haben ergeben, dass 2/3 - 3/4 des Insektenstickstoffes absorbiert wird. Besonders die Zwergsonnentau-Arten sind wohl hier besonders spezialisiert (und gleichzeitig vom Beutefang abhängig) und haben das Enzym Nitratreduktase verloren. Wenn die Beute aufgelöst ist und nur noch der nicht auflösbare Chitinpanzer übrig ist, entrollt sich das Blatt und die Tentakeln recken sich wieder nach neuen Opfern. Die Drosera fangen und verdauen Insekten bis zu einer Größe von Wespen oder Stubenfliegen (z.B. Drosera regia).
Die Blüten sind meist weiß, rot oder purpurfarben und sitzen an sehr langen Blütenstängeln. Oft sind die Pflanzen selbstfertil - einige auch kleistogam (wie Drosera capensis). Die Fruchtknoten sind oberständig. Viele Arten produzieren nach erfolgreicher Bestäubung Massen an sehr feinen Samen. Alle Arten sind lichtkeimend.

Die Gattung Drosera kann man grob in ein paar Gruppen einteilen:
- winterharte und Winterknospen bildende Drosera (z.B. D. anglica, D.intermedia, D. rotundifolia und D. filiformis ssp. filiformis). Auch als temperierte Arten bezeichnet.
- subtropische Drosera (z.B. D. aliciae, D. capensis und D. spatulata aus Südafrika; D. binata aus Australien)
- Knollendrosera (z.B. D. auriculata, D. erythrorhiza, D. macrophylla, D. peltata oder D. stolinifera). Weitestgehend in der Untergattung Ergaleium abgebildet.
- Queensland-Drosera (D. adelae, D. prolifera, D. schizandra)
- Zwergdrosera (z.B. D. callistos, D. enodes, Drosera ericksoniae, D. pulchella, D. pygmaea oder D. scorpioides). In der Sektion Bryastrum zusammengefasst.
- Der "Petiolaris-Komplex" mit seinen subtropischen/tropischen Pflanzen aus Australien (z.B. D. petiolaris, D. falconeri, D.caduca). Weitestgehend in der Sektion Lasiocephla abgebildet.

Während die subtropischen Formen meist das ganze Jahr über mehr oder weniger wachsen, sterben andere in wechselfeuchten Gebieten ab bis auf fleischige Wurzeln oder Knollen. Gerade die Knollendrosera überstehen knochentrockene Monate durch ihre Speicherorgane. Kalte Jahreszeiten werden - auch von unseren einheimischen Arten - mit dicht gepackten Hibernakeln (Winterknospen) überdauert. Einige Arten werden sehr groß (z.B. D. regia oder D. gigantea), andere sind fast winzig (Gruppe der Zwergdrosera!). Auch das Erscheinungsbild ist verschieden: aufrecht oder windend, viele jedoch bilden bodenständige Rosetten.
Viele Drosera stehen unter Naturschutz. In ihrer australischen Heimat sind einige der Zwergdrosera durch Umweltzerstörung bereits ausgerottet worden. Oft sind Trockenlegungen durch Expansion der Siedlungsgebiete oder der Landwirtschaft die Ursache. Einige Arten werden auch Opfer von Vermarktungszwecken durch Wilderungen (z.B. Drosera madagascariensis).

Kultur:
Drosera lassen sich recht einfach kultivieren, wenn man ein torfiges, schwach saures Substrat verwendet, das man mit Quarzsand, Perlit oder Vermiculit mehr oder weniger stark dräniert. Hierbei sollte der Torf als Basissubstrat möglichst schwach zersetzter Hochmoortorf sein. Die Töpfe werden meist über das Anstauverfahren bewässert, d.h. dass die Töpfe immer in einer Schale mit ca. 1 cm Wasser stehen. Das Wichtigste überhaupt ist kalkfreies Wasser - hier sind die Pflanzen empfindlich: Kalk wirkt auf kurz oder lang tödlich auf Drosera, daher sollte nur Regenwasser oder destilliertes Wasser verwendet werden. Ebenfalls gilt: Finger weg vom Dünger!
Als Standort lieben die meisten Drosera einen vollsonnigen bis schwach schattierten Stellplatz auf der Fensterbank oder in einem bepflanzten Aquarium/Terrarium. Die winterharten Arten schätzen einen immer feuchten Platz im Moorbeet im Garten.
Die Kultur aus Saat ist meist problemlos. Viele Arten lassen sich auch über Blatt- und Wurzelstecklinge vermehren. Gerade die subtropischen Arten - besonders - D. aliciae oder D. capensis erweisen sich als sehr robust und erwarten nur die unbedingten Grundvoraussetzungen der Sonnentaukultur.

winterharte Drosera:
Diese bei uns (bzw. im Falle D. filiformis ssp. filiformis in Nordamerika) einheimischen Arten sind in einem ganzjährig draußenstehenden Moorbeet am Besten aufgehoben. Eine Überwinterung bei Temperaturen um 5 Grad Celsius ist daher oberste Pflicht. Die Pflanzen vertragen auch längere Frostperioden und treiben im Frühjahr wieder aus. Im Sommer mögen es die Pflanzen sonnig, jedoch nicht zu heiß. Für eine Terrariumskultur im Hause sind diese Pflanzen ungeeignet. Die Vermehrung über Samen (die gut keimen) oder über die Ableger, die meist im Herbst gebildet werden, ist zu bevorzugen. Als Substrat ist reiner Torf, Sphagnum oder ein Torf-Sand-Gemisch (etwa 3:1) gut geeignet, wobei die einheimischen Drosera es feuchter (reine Torf- bzw. Sphagnum-Kultur) als D. filiformis (Torf-Sand-Gemisch) mögen. Gefahr für die Pflanzen besteht meist durch Vögel, die ganze Pflanzen "rausrupfen" und als Nistmaterial verwenden.

subtropische Arten:
Die typischen Anfängerpflanzen wie D. aliciae und D. capensis, aber auch D. binata gehören zu dieser Gruppe. Da die Pflanzen es in ihrer Heimat ganzjährig warm haben sind diese für die ganzjährige Zimmerkultur bestens geeignet. Eine Luftfeuchtigkeit von über 50% (besser sind 60%) sollte jedoch gewährt werden. Als Stellplatz kann das Südfenster uneingeschränkt empfohlen werden. Die Pflanzen bevorzugen zwar Temperaturen von 20-25 Grad Celsius, jedoch kann der Temperaturbereich von 5-35 Grad Celsius schwanken. Ebenfalls kann man mit permanentem Anstauverfahren nichts falsch machen. Als Substrat wird ein Torf-Sand-Gemisch 3:1 empfohlen. Zur Vermehrung: Ob Samen oder Blattstecklinge (oder Wurzelstecklinge) - es funktioniert problemlos. Ärgste Feinde sind hier die Blattläuse, die schnell großen Schaden anrichten.

Knollendrosera:
Diese Gruppe ist nichts für Anfänger, da die Kulturbedingungen streng eingehalten werden müssen. Im Sommer wird es in der Heimat dieser Pflanzen (Australien) knochentrocken. Daher benötigen Knollendrosera eine trockene Sommerpause bei 20 Grad Celsius. Ende Herbst / Anfang Winter treiben die Pflanzen dann wieder aus und mögen nun Temperaturen von 5-20 Grad (wobei die Nächte kühler als der Tag sein sollten). Eine leichte Anstaubewässerung ist nun empfohlen. Das Substrat muss sehr luftig und sandig sein.

Queensland-Drosera:
Der Name verrät eigentlich schon alles: Diese Pflanzen kommen aus den tropischen Urwäldern vom australischen Bundesland "Queensland". Sie sind nicht unbedingt für Anfänger geeignet - am ehesten noch D. adelae. Eine Luftfeuchtigkeit von 70-80% ist empfehlenswert. Als Standort sollte man einen hellen Standort ohne direktes Sonnenlicht wählen - z.B. ein Ostfenster. Vorteil dieser Pflanzen: Sie können ganzjährig warm (20-25 Grad) durchkultiviert werden. Als Substrat wird meist ein Torf-Sand-Gemisch (etwa 4:1) verwendet. Diese Pflanzen sind extrem empfindlich bezüglich Nährstoffe - also auf keinen Fall (auch nur verdünnt) düngen. Gefahr besteht bei diesen Pflanzen eigentlich nur durch Schimmel aufgrund der hohen Luftfeuchte.

Zwergdrosera:
Diese Winzlinge aus Australien sind ideal für ein Terrarium. Beginnen mit den Zwergdrosera sollte man erst als "fortgeschrittener Anfänger". Zur Kultur: Im Sommer sind 20-25 Grad Celsius ideal, Temperaturen über 30 Grad sollten gemieden werden. Im Winter benötigen die Pflanzen einen etwas kühleren Standort (15-20 Grad Celsius) und - besonders wichtig - weniger Licht (unter 9h) am Tag. Sie bilden dann Brutschuppen, die Ideal zur Vermehrung der Pflänzchen sind. Dies ist auch wichtig, da viele nur einjährig sind. Als Substrat ist ein Torf-Sand-Gemisch 2:1 zu empfehlen. Zwergdrosera sollten nicht in permanentem Anstauverfahren gehalten werden.

Petiolaris-Komplex:
Diese Gruppe ist für Forscher/Fachleute interessant: Ständig werden neue Arten entdeckt. In der Heimat im Norden Australiens gibt es grob gesagt nur einen feuchten Sommer (6 Monate lang) und einen trockenen Winter (ebenfalls 6 Monate lang) bei tropisch-warmen Temperaturen. In der Trockenzeit ziehen sich die Pflänzchen zurück und halten eine Winterruhe. Pflanzen dieser Gruppe sind daher noch recht selten in der Kultur und zudem auch schwer zu halten. Sie benötigen sehr viel Licht (spezielle Zusatzbeleuchtung notwendig) und tagsüber (auch im Winter) eine regelrechte "Hitze". Eine starke Nachtabkühlung ist ebenfalls erforderlich. Zudem ist für eine erfolgreiche Kultur eine erhöhte Luftfeuchtigkeit notwendig. Das Substrat ist am Naturstandort sehr sandig, daher wird in Kultur ein Torf-Sand-Gemisch im Verhältnis 2:1 verwendet.
Krankheiten / Schädlinge: Schädlinge sind bei einigen Arten leider häufiger – meist sind es Läuse. Diese lassen sich bei vielen Arten mit üblichen Mitteln bekämpfen. (Es gibt auch Arten die keine chemische Keule vertragen!). Im Winter besteht noch die Schimmelgefahr. Hier hilft meist ein rechtzeitiges Umziehen an einen helleren, luftigeren Standort (und evtl. weniger gießen).

Quellen:
Charles Darwin, Insectenfangende Pflanzen, 1876
L. Diels, Das Pflanzenreich, IV Droseraceae, 1906
Allen Lowrie, Carnivorous Plants of Australia, Vol. 1-3, 1987 - 1998
Wilhelm Barthlott, Stefan Porembski, Rüdiger Seine und Inge Theisen, Karnivoren, 2004, ISBN 3-8001-4144-2


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